Den Job kündigen: Die 4 größten Mythen
Chef, ich will den Job kündigen – was so einfach klingt, gehört in Wirklichkeit nicht gerade zu den leichten Entscheidungen. Denn in den seltensten Fällen hat der Job nur negative Aspekte. Ein Jobwechsel will wohlüberlegt sein und alle Fakten müssen abgewogen werden.
Dennoch wird eine solche Entscheidung selten nur auf rationaler Ebene getroffen, wenn einem Dinge durch den Kopf gehen wie: „Wie macht sich das in meinem Lebenslauf?“, „Was denken Familie und Freunde von mir?“ oder „Gebe ich nicht zu früh auf?“ Oft sind es Reaktionen aus unserem unmittelbaren Umfeld, die uns an unserem Entschluss zweifeln lassen. Sich gängige Mythen über das Kündigen bewusst zu machen und als solche zu entlarven, kann den Entscheidungsprozess zumindest erleichtern.
Mythos 1: Job kündigen ist gleichbedeutend mit Scheitern
Wer den Entschluss fasst, seinen Job zu kündigen, hat oft das Gefühl, gescheitert zu sein. Vielleicht, weil man Umsatzziele nicht erreicht, sich das Verhältnis zum Chef verschlechtert hat oder man sogar festgestellt hat, dass die neuen Führungsaufgaben zu viel sind.
Dann hilft es, sich die Gründe für diese Punkte vor Augen zu halten. Zum Beispiel: „Waren die Umsatzziele einfach zu hoch angesetzt?“, „Gab es keine regelmäßigen Produkt- oder Verkaufsschulungen?“ oder „War das Arbeitsumfeld einfach unmotivierend?“ Damit fällt es leichter, zu seiner Entscheidung zu stehen und die Kündigung als eine Station auf dem Karriereweg zu sehen – irgendetwas gelernt hat man schließlich immer.
Mythos 2: Job kündigen bedeutet Weg des geringsten Widerstands
Wer seine Überlegungen, den Job zu kündigen mit Freunden oder Familie teilt, hat sicher schon einmal den Satz gehört: „Man sollte aber auch nicht zu schnell aufgeben …“, „Manchmal braucht es eben einen längeren Atem …“, „Das Leben ist nun mal nicht unkompliziert“.
Auch wenn an derartigen Aussagen natürlich immer etwas dran ist: Wer sich jeden Tag förmlich zur Arbeit schleppt und abends gestresst und unzufrieden nach Hause geht, liegt mit der Entscheidung, den Job zu kündigen, goldrichtig. Vor allem dann, wenn man in Gesprächen mit Kollegen und Vorgesetzten bereits versucht hat, die eigene Situation zu verbessern. Dann zeugt es eher von Mut und Stärke als davon, den Weg des geringsten Widerstandes gehen zu wollen.
Mythos 3: Job kündigen nach kurzer Zeit ist schlecht für die Karriere
Ein Mythos, der sich heute besonders hartnäckig hält, ist der, dass sich das Kündigen negativ auf die Karriere auswirkt. Viele glauben, sie könnten diesen Schritt zumindest erst nach einer gewissen Zeit gehen. Damit man nicht als „Jobhopper“ abgestempelt wird. So verweilt manch einer viel länger in seinem Job als gut für ihn – und für seinen Arbeitgeber – ist. In einer solchen Situation sollte man sich bewusst machen, dass die Probezeit für beide Seiten da ist. Um auszuprobieren ob es in puncto Umfeld und Aufgaben passt.
Wer dann feststellt, dass es nicht das Richtige ist und kündigt, muss nicht fürchten, dass es der Karriere schadet, sofern es nicht zu oft vorkommt und man seine Entscheidung im Vorstellungsgespräch bei einem anderen Arbeitgeber stichhaltig begründen kann.
Mythos 4: Wer kündigt, lässt Arbeitgeber und Kollegen im Stich
Viele Arbeitnehmer tun sich schwer, die Kündigung einzureichen, weil sie glauben, damit die Kollegen, das Unternehmen und den Vorgesetzten im Stich zu lassen und verantwortungslos zu handeln. So quälen sie sich durch ein Projekt nach dem anderen und sagen sich: „Ich werde den Job kündigen, sobald das abgeschlossen ist“ und ehe man sich’s versieht, ist ein weiteres Jahr vergangen.
Einen Satz sollte man sich in einer solchen Situation vor Augen halten, auch wenn dessen Inhalt vielleicht schwer zu akzeptieren ist: „Jeder ist ersetzbar.“ Wer würde zum Beispiel die Aufgaben übernehmen, wenn man schwer krank wird und ausfällt? Dann müsste es ja auch irgendwie weitergehen. Abgesehen davon gibt es Kündigungsfristen, die es dem Arbeitgeber ermöglichen, jemand neues für die Position zu finden.
Bild: Peter Kaminski | flickr.com | CC by 2.0 | Ausschnitt