Jobhopping: Ein Problem für die Karriere?
Veröffentlicht 24.10.2016 | Update 23.05.2022 | Lesedauer: 5 Minuten
Heute Unternehmen A, morgen Unternehmen B und übermorgen ganz woanders? Das ist inzwischen keine Seltenheit mehr. Dennoch haben häufige Jobwechsel immer noch einen unangenehmen Beigeschmack. Viele Arbeitgeber beäugen einen Lebenslauf mit vielen verschiedenen Stationen skeptisch und lehnen solche Bewerber lieber ab. Doch schadet Jobhopping wirklich der Karriere oder verbergen sich hier sogar Chancen? Und wie oft kann man eigentlich den Job wechseln, ohne als Jobhopper abgestempelt zu werden?
Inhalt
➠ Was ist ein Jobhopper?
➠ Warum Arbeitgeber Jobhopper kritisch sehen
➠ Gründe für Jobhopping
➠ Wann wird Jobhopping zum Problem?
➠ Augen auf beim Lebenslauf
➠ Fazit
Definition: Was ist Jobhopping?
Der Begriff Jobhopping steht für viele, schnelle Arbeitgeberwechsel und hat seinen Ursprung in den USA. Ein volatiler Arbeitsmarkt und die recht flexible Personalpolitik lassen häufige Jobwechsel eher normal wirken. Als Jobhopper werden Menschen bezeichet, deren Lebenslauf mehrere kurze Beschäftigungsverhältnisse bei unterschiedlichen Arbeitgebern aufweist.
Was dabei als kurz gilt und nach wievielen Arbeitgeberwechseln man tatsächlich zum Jobhopper wird, liegt dabei ganz im Auge des Betrachters. Die kritische Grenze ziehen Personalverantwortliche meist bei sich häufenden beruflichen Engagements von unter zwei Jahren.
Warum erzeugen Jobhopper Skepsis?
Früher einmal war es durchaus üblich, nach Ausbildung oder Studium im selben Unternehmen bis zur Rente zu arbeiten oder dem Arbeitgeber zumindest viele Jahre treu zu bleiben. Diese Zeiten gehören aber schon längst der Vergangenheit an. Karriere machen bedeutet inzwischen auch, hin und wieder woanders einen neuen Job anzutreten. Wer es dabei übertreibt und ständig von Stelle zu Stelle hüpft, kann trotzdem ein Problem bekommen.
Denn viele Arbeitgeber vermuten, dass es Jobhoppern an Loyalität, Durchhaltevermögen, Erfolgswillen und Orientierung mangelt. Immerhin kostet die Suche und die Einarbeitung eines neuen Mitarbeiters Zeit und Geld. Wenn der nach ein paar Monaten schon wieder weg ist, lohnt sich eine Anstellung da überhaupt? Häufige Jobwechsel in kurzen Abständen werden zudem als Indiz gesehen, dass Jobhopper sich generell nicht gut integrieren und nicht teamfähig sind.
Welche Gründe kann Jobhopping haben?
All das kann natürlich stimmen, muss es aber nicht. Wenn jemand häufig seine Stelle wechselt, stecken vielleicht ganz andere Gründe dahinter. In manchen Bereichen ist Jobhopping sogar gang und gäbe. Beispielsweise im Rahmen von Saison- oder Zeitarbeit. Befristete Arbeitsverhältnisse werden immer üblicher und Unternehmen stellen Mitarbeiter für bestimmte, einzelne Projekte ein. Das bedingt dann eben viele Stationen im Lebenslauf.
Manchmal haben Menschen einfach Pech und geraten mehrfach hintereinander an Arbeitgeber, die kurz darauf umstrukturieren oder insolvent werden. So etwas lässt sich – trotz sorgfältiger Recherche – kaum vorhersagen, kommt aber gerade in der Startup-Szene oft vor.
Häufig bringt nur der Wechsel zu einem anderen Unternehmen signifikant mehr Gehalt, bessere Karrierechancen oder mehr Sinnhaftigkeit im Job durch neue Aufgabenbereiche. Und: Viele wollen einfach ihren Horizont erweitern und unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Das sind nachvollziehbare Gründe, die für Jobhopping sprechen können. Erfahrung ist alles! Das meinte auch die Mehrheit der Vertriebsmitarbeiter in unserer XING-Gruppe. Sie sehen häufige Jobwechsel als probates Mittel, sich diese Erfahrung anzueignen:
Jobhopping – Ja oder Nein?
Mehrere kurze Beschäftigungen im Lebenslauf zu haben, z.B. durch Praktika, Traineeships oder Auslandsjobs, ist heutzutage insbesondere bei Berufsanfängern ganz normal und wird eher als Orientierungsphase denn als Jobhopping bewertet. Wer öfter den Job wechselt, stellt auch positive Eigenschaften unter Beweis. Denn es spricht unter anderem für vielseitige Interessen, hohe Lernbereitschaft und wertvolle Berufserfahrung. Unternehmen können so durch frischen Wind und neue Perspektiven profitieren.
Steht man aber schon länger mit beiden Beinen im Berufsleben und hat immer noch mehrere Stellenwechsel vorzuweisen, wirft das Fragen auf. Obwohl sich die Einstellung zu Jobhopping insgesamt verändert hat: Die meisten Arbeitgeber wollen nicht bloß der nächste Zwischenstopp in einer Jobhopper Karriere sein. Ab einem gewissen Alter empfiehlt es sich, erst einmal länger in einem Unternehmen zu verweilen und sich dort zu engagieren, bevor man sich erneut anderweitig orientiert. Jedenfalls dann, wenn es keine absolut wichtigen Gründe für einen weiteren Arbeitgeberwechsel gibt.
Augen auf beim Lebenslauf
Viele berufliche Stationen können einem bei der Jobsuche schnell auf die Füße fallen, weil Personalveranwortliche oft schon nach einem Blick auf den Lebenslauf abwinken. Um sich nicht von vornherein Chancen zu verbauen, sollte man hier die häufigen Wechsel nicht in den Fokus rücken. Es ist besser, von der üblichen, chronologischen Gliederung der Erwerbslaufbahn etwas abzuweichen.
Stattdessen kann man gleich zu Beginn auf seine Stärken, Kenntnisse und Fähigkeiten verweisen. Sie lassen sich unter dem Aufhänger »Meine Qualifikation für Ihre Stelle« in einigen Stichpunkten anführen. Dabei wählt man diejenigen aus, die von besonderer Relevanz für die Position sind.
Beim Aufbau des Lebenslaufs bietet es sich an, ähnliche Stationen zusammenzufassen. Sehr kurze Beschäftigungen von zwei bis drei Monaten muss man nicht unbedingt angeben, es sei denn, die Tätigkeit ist von Bedeutung für den neuen Job. Oder man ordnet die Vita nach wichtigen Punkten im Anforderungsprofil und listet dann jeweils diejenigen Jobs auf, in denen man diese erworben hat bzw. wo man bereits damit punkten konnte. Die wichtigen Stationen sollten schlüssig sein und wie ein roter Faden auf die angestrebte Position hindeuten. Es sollte erkennbar sein, dass man – trotz häufiger Jobwechsel – Erfolge vorweisen kann und sich weiterentwickelt hat.
Fazit
Die Gründe für Jobhopping sind genauso individuell wie die Einstellung von Arbeitgebern und Personalern zu diesem Thema. Wer seine Wechsel stichhaltig darlegen kann und zeigt, dass er in jedem Job Wertvolles geleistet und gelernt hat sowie bereit ist, sich im neuen Job voll einzubringen, muss um seine Karriere nicht fürchten. Außerdem haben es Unternehmen in vielen Branchen mittlerweile immer schwerer, genug passende Mitarbeiter zu finden. Das könnte den Blickwinkel auf Jobhopper in Zukunft gehörig verschieben. Gerade im Vertrieb sind Menschen mit Erfahrung auf vielen Gebieten sehr begehrt und auch Quereinsteiger höchst willkommen.
Gender-Hinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir die geschlechtsspezifische Differenzierung nicht durchgehend, sondern meist das generische Maskulinum (z. B. „der Mitarbeiter“). Sämtliche Personenbezeichnungen gelten jedoch gleichermaßen für jedes Geschlecht und sollen keinerlei Benachteiligung darstellen. Die verkürzte Sprachform hat ausschließlich redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
Beitragsbild: Adobe Stock | Anatoly Karlyuk