Low Performer: Woher kommt die Minderleistung?

Sie erinnern sich an diesen männerfeindlichen Witz? Eine Bewertung – eine lieb- und gnadenlose Bewertung, die kaum eine Möglichkeit zur Erklärung offen lässt – ist also nichts Neues. Menschen, die Minderleistung erbrachten (so die offizielle Benennung dieses Phänomens im Arbeitsrecht) gab es schon immer. Der Begriff Low Performer – in einem Artikel aus dem Jahr 2009 noch mit Anführungszeichen versehen – hat es heute in den allgemeinen Sprachgebrauch geschafft.

Low Performer

Was ist ein Low Performer?

Während früher so jemand schlicht und einfach nur „faul“ war, nähert man sich heute dem Thema differenzierter an. „Der Arbeitnehmer muss tun, was er soll, und zwar so gut, wie er kann“, sagt das Bundesarbeitsgericht in seinem Urteil vom 11.12.2003. So weit, so gut, so nachvollziehbar. Mit allen weiteren Betrachtungen, die den realen Arbeitsalltag genauer unter die Lupe nehmen, kann man allerdings fast nur von einem Fettnäpfchen ins nächste stapfen. Sei’s drum. Wagen wir es.

Was ist Minderleistung?

Was genau Minderleistung ist, ist auch Ansichtssache. Ein Drittel Minderleistung auf Dauer sei dem Arbeitgeber nicht zuzumuten, heißt es. Aber die 10 oder 20 Prozent davor? Sind das überhöhte und ausbeuterische Ansprüche des Arbeitgebers? Und wie ist es mit dem schwachen Mitarbeiter? Will er nicht? Kann er nicht mangels geistiger Fähigkeiten? Ist er körperlich nicht dazu in der Lage? Oder psychisch? Ist das ein vorübergehender Zustand oder bleibt das so? War das schon immer so? Und wenn ja, wer hat den Mann, die Frau überhaupt aus welchem Grund eingestellt?

Dienst nach Vorschrift

Berühmt-berüchtigt: der „Dienst nach Vorschrift“! Existiert beispielsweise ein Unterschied zwischen einem Kollegen, der regelmäßig dann, wenn besonders viel Arbeit anfällt, nie offen die Arbeit verweigert, aber mit irgendeinem Wehwehchen ausfällt und einem, der sich bemüht und der trotzdem deutlich langsamer in allem ist als das Restteam? Beide arbeiten (rein mengenmäßig betrachtet) dasselbe Pensum nicht ab. Aber egal, ob nun schuldhaft (Faulheit / Bequemlichkeit) oder aus Unfähigkeit: Das Ergebnis bleibt gleich. Und wichtig ist doch, „was hinten rauskommt!“, um mal wieder unseren Altbundeskanzler Kohl zu zitieren.

Low Performer auf jeder Hierarchieebene

Low Performer finden sich übrigens auf jeder Hierarchieebene und in jedem Berufsfeld. Der Vorgesetzte, der die falschen (weil nicht passend qualifizierten) Mitarbeiter einstellt, der sie falsch einsetzt, der seine Abteilung schlecht organisiert, Aufgaben mangelhaft bis gar nicht kommuniziert und seine Führungsrolle nicht angemessen wahrnimmt, ist auch einer. Warum das Thema recht selten diskutiert wird, bleibt ein Geheimnis. Vielleicht, weil Unternehmen das Problem lieber mit goldenem (oder silbernem) Handschlag lösen? Dabei werden mit einer solchen Führung gerne mal die Mitarbeiter einer ganzen Abteilung mit der Zeit zu Low Performern.

Drohende Folgen für Minderleistung

Die Folgen können fatal sein. Vor einer Kündigung wegen Minderleistung steht zwar immer noch das Arbeitsrecht mit seiner Forderung nach Abmahnung und Nachweisen. Das hilft aber wenig, wenn unternehmensintern einem erst mal der Stempel „Der bringt es nicht!“ aufgedrückt ist.

Wichtig:

  • Herauszufinden, wie Ihre eigene Performance im Unternehmen beurteilt wird!
  • Definieren und beschreiben, wie Sie sich selbst sehen. Halten Sie sich für gut? Sehr gut? Mittelmäßig? Na ja …!?

Abschließend nehmen Sie am besten einen Abgleich vor zwischen dem Bild, das Sie von sich selbst haben und dem, das andere (Kollegen, Chefs) von Ihnen haben.

Sind Sie ein Low Performer? Wenn ja warum?

Wenn sich nun das Gefühl breit macht, dass Sie ein „Problemfall“ sein könnten, dann muss das noch nicht heißen, dass Sie tatsächlich ein Low Performer sind. Vielleicht sind Sie einfach nur im falschen Umfeld. Vielleicht fühlen Sie sich nicht wohl am Arbeitsplatz und das bremst Sie aus? Vielleicht merken Sie auch, dass Ihnen die Kollegen Wissen voraushaben? All das lässt sich ändern: durch eine Weiterbildung, durch eine Versetzung, durch einen Stellenwechsel. Oder dadurch, dass man den persönlichen Einsatz, den man zeigt, überdenkt und verändert.

Wenn Sie allerdings merken, dass jemand an Ihnen herummäkelt, um von eigener Unfähigkeit abzulenken, dann lassen Sie im Gespräch einfach ganz nebenbei „Matthäus 7“ – falls Ihnen das etwas sagt – fallen. Was das genau heißt? „Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden. Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?“. Ob man Sie dann allerdings wegen Ihrer Bibelfestigkeit bewundern wird, das weiß ich nicht!

Ihre Sabine Kanzler

Bild: Gerd Altmann | pixabay.com

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