Der arme Bewerber und der böse Personaler: Vorsicht Polemik!

Das neue Asterix-Heft ist da (übrigens wird gleich auf der ersten Seite eine gigantische Lebenslauffälschung dokumentiert! Nur mal so nebenbei …) und inspiriert zu einer Parabel: Der arme Bewerber, der böse Personaler und der gute Fachvorgesetzte.

Der arme Bewerber

Einfach mal den Arbeitsplatz wechseln?

Wir befinden uns also im Jahre 2015 n.Chr. Ganz Deutschland bewirbt sich und wechselt erfolgreich den Arbeitsplatz. Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Wissenden bevölkertes virtuelles Dorf hört nicht auf, Widerstand zu leisten gegen die Mär vom funktionierenden Arbeitsmarkt. Obwohl die real existierenden Zahlen nicht für sie sprechen.

Bei ca. 42 Millionen Beschäftigten und einer durchschnittlichen Verweildauer von ca. 10 Jahren im Unternehmen gibt es nämlich rein rechnerisch ca. 4,2 Millionen Wechselereignisse pro Jahr. Bei abnehmenden Arbeitslosenzahlen sogar noch ein paar mehr. Und alle erfolgreich!

Und das Leben ist nicht leicht für alle, die in der einen oder anderen Form an Bewerbungsverfahren beteiligt sind. Denn für die unbeugsamen Wissenden ist das Opfer beim Versuch, den Arbeitsplatz zu wechseln, von Anfang an bekannt: Es ist der arme Bewerber!

Im ersten Schritt hin zu seinem neuen Arbeitsplatz steht er nämlich Zerberus gegenüber, dem Höllenhund aus der griechischen Mythologie. Der bewacht den Eingang zum Hades (hier: zum Unternehmen), damit kein Lebender (hier: kein Bewerber) eindringt. Sein Bellen klingt metallisch und sein Atem ist tödlich.

Zerberus und der arme Bewerber

Der Zerberus heißt im Bewerbungsverfahren Personaler und ist normalerweise der erste Ansprechpartner für den Bewerber, wenn es um Rückfragen zur Anzeige und zum ausgeschriebenen Job geht. Außerdem ist er der letzte Kontakt, der die Absage überbringt. Es ist auch der Personalberater, den das suchende Unternehmen mit der Mitarbeiterrekrutierung beauftragt hat.

Unumstößlich steht nämlich fest:

  • Personaler kennen das Leben „draußen“ nicht!
  • Personaler formulieren wahnwitzige Anforderungen. Wo früher für eine kaufmännische Tätigkeit ein Industriekaufmann eingestellt wurde, muss man heute BWL studiert haben.
  • Personaler nutzen das Überangebot an Bewerbern, um sich denjenigen herauszusuchen, der am meisten angepasst ist und ihnen nach dem Mund redet.
  • Im Gegensatz zu früher haben Personaler keine Menschenkenntnis mehr!
  • Personaler sind engstirnig und sehen die Vorteile von Quereinsteigern nicht.

Anders ausgedrückt sieht sich der arme Bewerber also einem unfähigen Personaler ausgesetzt, der ihn vom Retter, dem kompetenten Fachvorgesetzten, fern hält. Mit dem will er nämlich seine Bewerbung diskutieren. Dem will er sich ohne lästige Umwege präsentieren. Denn der hat wenigstens Ahnung! Leider, leider steht der ja so gut wie nie in der Stellenanzeige als Ansprechpartner. Warum eigentlich? Wer ist daran wohl schuld?

Ganz ehrlich: Eigentlich braucht sie doch kein Mensch, diese Zerberusse! Wenn sie doch nur im Weg rumsitzen?

Sie gehören nicht zu den unbeugsamen Wissenden? Oder haben zumindest Zweifel? Dann sollten Sie lesen, wie so ein Bewerbungsprozess abläuft!

Mit besten Grüßen Ihre Sabine Kanzler

P.S. Herakles kämpfte, um den Zerberus zu besiegen. Falls das Ihr Weg ist: Das kann glücken, ist aber enorm anstrengend und gefährlich. Machen Sie es eher wie Orpheus. Der besänftigte den Höllenhund mit seinem Lyraspiel und seinem Gesang und kam so in den Hades. Wenn Sie jetzt „Lyraspiel“ durch „zur Stelle passende Qualifikation und aussagefähige Bewerbungsunterlagen“ ersetzen und „Gesang“ durch „gut vorbereitetes Vorstellungsgespräch“, dann sollte es auch klappen mit dem Job.

Bild: stachelbeer | flickr.com | CC by 2.0 | Ausschnitt

Zurück