Außendienst mit Kind: Für viele Frauen problematisch
Frauenquote, Familienfreundlichkeit und Elternzeit – in den letzten Jahren hat sich einiges getan, damit sich Frauen nicht entscheiden müssen zwischen Kind oder Karriere. Oder? Tatsächlich sieht es in der Realität oft anders aus. Vor allem in Jobs, die eine hohe Reisetätigkeit beinhalten. Frauen, die im Außendienst eines Unternehmens arbeiten, sind oft sehr erfolgreich. Sie machen bereitwillig Überstunden, nehmen sich Arbeit mit nach Hause und klettern die Karriereleiter hoch – bis sie schwanger werden. Dann stehen sie vor der Frage: Außendienst mit Kind – geht das überhaupt?
Schwangere fühlen sich oft ausgegrenzt
Denn auf einmal sehen sich viele mit den unterschiedlichsten Problemen konfrontiert. Obwohl die Reaktionen von Vorgesetzten auf den ersten Blick positiv erscheinen. Plötzlich fühlen sich viele ausgegrenzt, nicht „für voll“ genommen. Vor allem dann, wenn es während der Schwangerschaft zu einer oder mehreren Krankschreibungen kommt. In manchen Abteilungen gehen hart erarbeitete Aufgaben und Verantwortlichkeiten an Kollegen weg wie warme Semmeln. Von lukrativen Aufträgen ganz zu schweigen. Mit wichtigen Themen werden Schwangere plötzlich nicht mehr „behelligt“.
Beim Außendienst mit Kind ist die Angst um den Job allgegenwärtig
In Internetforen berichten zahlreiche Frauen, dass hinter ihrem Rücken bereits die Nachfolge diskutiert wurde. Dabei wussten sie nicht einmal, ob dies lediglich als Vertretung oder aber dauerhaft geplant ist. Andere befürchten, dass der engagierte junge Kollege, der die Elternzeitvertretung übernimmt, schon bald unentbehrlich sein könnte und den Posten auf längere Sicht einnimmt.
Manche Frauen berichten, dass sie auch noch nach der Elternzeit völlig andere Aufgaben bekamen. Obwohl sie ihre Reisetätigkeit nach Mutterschutz und Elternzeit wiederaufnehmen wollten. Nicht selten handelt es sich dann um Aufgaben, die der Ausbildung und Erfahrung nicht entsprechen, wodurch viele auf lange Sicht unterfordert sind.
Natürlich gibt es auch die andere Seite und Frauen, für die Außendienst mit Kind nicht mehr in Frage kommt. Aber auch das zeigt letztendlich die Problematik der Vereinbarkeit zwischen Familie und Außendienst. In vielen Unternehmen scheint die nicht viel mehr als eine Illusion zu sein.
Eine offenere Kommunikation kann ein erster Schritt sein
Eine offenere und ehrlichere Kommunikation kann ein erster Schritt sein, einen Kompromiss zu finden, der für beide Seiten sinnvoll ist. Denn Lösungsansätze gäbe es viele: Zum Beispiel, indem nur einige Kunden abgegeben werden, das Reisegebiet begrenzt wird, der Umsatzdruck überdacht oder flexible Teilzeitregelungen angeboten werden, die es Frauen ermöglichen, auch den Außendienst mit Kind zu stemmen.
Vor allem muss es jedoch die Möglichkeit geben, auch nach einer längeren Zeit in den Job zurückkehren zu können. Ohne Abstriche in der Karriereplanung machen zu müssen. Denn zeitgemäß ist die Entscheidung Kind oder Karriere längst nicht mehr – auch nicht im Außendienst.
Siehe auch: Frauen im Vertrieb – Entwicklung in den letzten Jahren
Bild: Wyncliffe | flickr.com | CC by 2.0 | Ausschnitt