Ausbildung oder Studium: Die Qual der Wahl
In den kommenden Wochen sind viele Gymnasiasten großem Prüfungsstress und –ängsten ausgesetzt. Sie müssen in drei Fächern schriftlich und in einem Fach mündlich bestehen. Dann haben sie das Abitur in der Tasche. Und nun beginnt der Ernst des Lebens, wie es ja so schön heißt. Ob Ausbildung oder Studium, hängt vor allem von der Berufswahl ab.
Hierbei stehen einem Schulabgänger im Wesentlichen zwei Bildungswege offen. Zunächst befähigt ihn das Abitur, an einer Universität oder Fachhochschule ein Studium aufzunehmen.
Dabei kann er aus über 7.000 Bachelor-Studiengängen an etwa 350 Hochschulen auswählen. Die Bandbreite der fachlichen Angebote reicht von den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften über Humanmedizin, Mathematik und Naturwissenschaften bis hin zu Sprach- und Kultur- oder Ingenieurwissenschaften.
Von A wie Augenoptiker bis Z wie Zweiradmeachaniker
Vielleicht möchte der Schulabgänger lieber eine Lehre beginnen? Dann stehen ihm mehr als 300 in Deutschland anerkannte Ausbildungsberufe offen. Das Berufsangebot reicht von A wie Augenoptiker bis Z wie Zweiradmechaniker. Üblicherweise findet die Ausbildung dual statt. Das heißt, der Auszubildende lernt praktische Fertigkeiten in seinem Ausbildungsbetrieb und theoretisches Wissen in der Berufsschule kennen.
Dem einen oder anderen fällt es da sicherlich schwer, sich für Ausbildung oder Studium zu entscheiden.
Vorteil Studium – Nachteil Ausbildung
Ein Vorteil des Studiums ist ein größerer Entscheidungsfreiraum, was die inhaltliche Richtung betrifft. Der Student muss eine bestimmte Anzahl von Punkten sammeln. Das tut er durch den Besuch verschiedener Seminare, Vorlesungen und Übungen. Zu welchen Veranstaltungen er dabei gehen möchte, kann er in gewissem Umfang frei wählen. Außerdem kann sich ein Student die Zeit etwas freier einteilen. Oft besteht bei Vorlesungen keine Anwesenheitspflicht. Obendrein stellen Dozenten ihre Vortragsfolien online zur Verfügung. So kann der Student ab und zu eine Vorlesung versäumen.
Ein Azubi hingegen hat keinen Einfluss auf die inhaltlichen Schwerpunkte in der Berufsschule. Desweiteren besteht sowohl im Betrieb als auch in der Schule Anwesenheitspflicht.
Mit einem Studienabschluss verbindet man bessere Verdienst- und Karrierechancen. Laut einer Gehaltsstatistik von 2011 verdient ein Unternehmensberater mit abgeschlossenem Studium etwa 43.500 Euro im Jahr. Ein Personalsachbearbeiter ohne Studium bekommt hingegen nur 22.775 Euro.
Nachteil Studium – Vorteil Ausbildung
Für ein Studium muss man finanzielle Mittel, etwa für Semesterbeiträge und Arbeitsmaterialien, aufbringen. Der Azubi bekommt seine Arbeitsmittel kostenlos vom Ausbildungsbetrieb. Ferner erhält er eine monatliche Vergütung, die von Ausbildungsjahr zu Ausbildungsjahr etwas ansteigt. Allerdings gibt es gut und weniger gut bezahlte Lehrstellen. Ein angehender Hotelfachmann verdient beispielsweise im ersten Ausbildungsjahr um die vier- bis fünfhundert Euro brutto. Ein angehender Informatikkaufmann bekommt etwa zweihundert Euro mehr. Die Ausbildungsvergütung ist, neben persönlichen Interessen und Fähigkeiten, ein Auswahlkriterium für die Karriereplanung.
Für ein Studium braucht man viel Eigenverantwortung und Organisationstalent. Ein Student muss sich seinen Stundenplan selbst zusammenstellen, sich alleine für Kurse und Prüfungen an-/abmelden sowie um die Anrechnung seiner besuchten Veranstaltungen kümmern.
Ein Studium ist eher theorieorientiert. Während eine Ausbildung durch das duale System sowohl Theorie als auch Praxis vermittelt. Der Auszubildende erhält klar definierte Aufgaben und hat bei Problemen eine Ansprechperson.
Ausbildung oder Studium? Sowohl als auch!
Wofür man sich entscheidet, hängt zum einen von der sozialen und finanziellen Situation ab. Zum anderen vom eigenen Berufswunsch. Wie so oft im Leben gibt es das Für und Wider einer Sache. Und es muss ja nicht ausschließlich entweder Ausbildung oder Studium heißen. Viele entschließen sich, nach beendeter Lehre zu studieren. Oder möchten nach dem Studium praktische Erfahrungen in einer Ausbildung sammeln. Beides fördert die persönliche Entwicklung und bereitet auf das Berufsleben vor.
Abschließend sei noch auf das duale Studium hingewiesen. Dabei handelt es sich um eine Mischform aus Ausbildung und Studium. Der Student erhält dabei eine Art Stipendium von seinem Arbeitgeber. Während der Semesterferien arbeitet er dann im Betrieb und lernt dort die praktischen Vorgänge kennen.
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