Ältere Arbeitnehmer: Die Rente muss warten
Im Jahre 2000 war es erst jeder Fünfte, der im Alter von 60 bis 64 Jahren noch einer geregelten Arbeit nachging. Heute, mehr als 10 Jahre später, arbeiten bereits über 40 Prozent bis kurz vor Erreichen des Renteneintrittsalters. Demnach gibt es inzwischen doppelt soviele ältere Arbeitnehmer.
Bereinigt man diese Zahl um 800.000 Minijobber und berücksichtigt zudem Selbständige, relativiert sich der Wert auf einen Anteil von 27,5 Prozent, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen. In der Relation arbeiten von den 15- bis 65-jährigen insgesamt 52,1 Prozent. Das zeigt deutlich, dass der Anteil der älteren Arbeitnehmer deutlich ansteigt.
Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt für ältere Arbeitnehmer
Die ehemalige Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen kommentierte den Bericht über Fortschritte auf dem Arbeitsmarkt für ältere Arbeitnehmer mit den Worten: „Wir leben länger, die Beschäftigungschancen steigen – unser Ziel ist, dass Arbeit auch für Menschen über 60 der Normalfall wird.“
Doch auch wenn sich die Lage zunehmend verbessert, zeigt die Analyse der Bewerbungssituation in Deutschland, dass Vorbehalte und Schranken noch immer sehr hoch sind und der Arbeitsmarkt vom „Normalfall“ weit entfernt ist. Oft zu Unrecht, wie eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) beweist. Danach nimmt die Produktivität eines Betriebes um gut 1,5 Prozent zu, wenn sich der Anteil der 45- bis 50-jährigen an der Gesamtbelegschaft um einen Prozentpunkt erhöht und altersgerechte Arbeitsplätze angeboten werden.
Die Jungen können schneller laufen. Die Alten kennen die Abkürzungen
Während die jungen vor allem durch Ehrgeiz und Enthusiasmus glänzen, überzeugen ältere Arbeitnehmer durch ihre Erfahrung und über die Jahre erarbeitete Strategien. Aufgrund derer können sie gerade in stressigen Zeiten oder schwierigen Situationen die notwendige Gelassenheit ausspielen. Ihr volles Potenzial entfalten Teams erst durch das Zusammenspiel beider Kräfte. Allerdings auch nur dann, wenn sie seitens des Unternehmens entsprechend gefördert werden.
Durch Rente mit 67 zwangsläufig mehr ältere Arbeitnehmer
Die von der großen Koalition 2006 beschlossene Rente mit 67 wird stufenweise eingeführt. Dabei soll sie ab 2029 für alle ausscheidenden Arbeitnehmer verbindlich sein. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es in naher Zukunft noch unterschiedlichster Maßnahmen.
Nachholbedarf gibt es zum Beispiel bei der Einrichtung von Langzeitkonten, mit denen Mitarbeiter größere Arbeitszeitguthaben ansparen können. Und zwar ausdrücklich mit dem Ziel längerfristiger Freistellungen. Oder eines vorzeitigen Ausscheidens. Derzeit bieten etwa nur zwei Prozent der Betriebe in Deutschland ihren Mitarbeitern diese Art von Flexibilität in ihrer Arbeits(Lebens-)planung.
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