Männer in Teilzeit – Warum sie häufiger krank sind

Männer in Teilzeit sind stressanfälliger und mehr von psychischen Diagnosen betroffen als ihre Kollegen in Vollzeit. Diese These wird im aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) durch statistische Befunde belegt. Die Auswertung der Daten von 3,9 Millionen Versicherten zeigen, dass 2012  Männer in Teilzeit im Schnitt 1,91 Tage aufgrund einer psychischen Diagnose krank geschrieben wurden. Die Vollzeitbeschäftigten lagen bei durchschnittlich 1,44 Tagen. Hinzu kommt, dass erstere 53 Prozent mehr Antidepressiva verschrieben bekamen als ihre Kollegen.

Männer in Teilzeit

Männer in Teilzeit – Konflikt mit der klassischen Rollenverteilung?

Es stellt sich die Frage, ob weniger arbeiten seelisch krank macht. Dr. Jens Baas, TK-Chef, zieht die Bilanz, um als Haupternährer der Familie zu gelten und Stolz aus seinem Beruf zu ziehen, müsse der Mann hundertprozentig arbeiten. Das klingt sehr nach dem klassischen Rollenbild von Mann und Frau. Er steht unter dem Druck Wertschätzung nur über seine Arbeit und sein Einkommen zu bekommen. Ihr fällt es leichter Familie und Beruf zu vereinbaren. Zwar kommen laut dem Bericht der TK Frauen auf doppelt so viele Krankheitstage wegen psychischer Belastungen als Männer. Dafür sind die weiblichen Teilzeitbeschäftigten aber ab Mitte 30 seltener krank als ihre vollzeitarbeiteten Kolleginnen.

Warum Krankheit bares Geld kostet

Krankheitsausfälle kosten die Krankenkassen und Unternehmen viel Geld. Dr. Baas liefert hierfür ein Beispiel: „In einem Unternehmen mit 350 Mitarbeitern fehlten vergangenes Jahr im Schnitt fünf davon für zwei Monate aufgrund einer depressiven Episode. Produktivitätsausfälle durch einen kranken Mitarbeiter würden nach offiziellen Schätzungen pro Tag auf im Schnitt 500 Euro taxiert. Allein die Diagnose Depression geht für die betroffene Beispielfirma also mit Kosten von 75.000 Euro einher.“

Die TK fordert darum ein angepasstes Arbeitsmodell, bei dem Beruf und Familie für den Beschäftigten vereinbar sind. Dr. Baas appelliert außerdem an den Mann, sich zu ändern. Und dabei seinen Stolz nicht nur aus seiner Beschäftigung zu beziehen. Anerkennung und Bestätigung für das eigene Können sind bei der Arbeit zwar wichtig. Aber im Leben geht es nicht nur um berufliche Anerkennung. Außerdem ist Mann auch jemand, wenn er nicht der Hauptverdiener in der Familie ist.

Berlin, 21.06.2013

Bild: Andrea Damm | pixelio.de

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