Ist der Auslandsaufenthalt wichtig für die Karriere?
Viele junge Menschen entscheiden sich für einen Aufenthalt im Ausland. Dank verschiedener Organisationen und Maßnahmen erhalten Studenten heutzutage genügend Unterstützung bei der Planung und während ihrer Reise. Aber wie wichtig ist der Auslandsaufenthalt für Studenten und ihren späteren Lebensweg eigentlich?
Mit besonderen Soft Skills punkten
Das erforschte eine Studie, die gemeinsam durch das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft und den Deutschen Akademischen Austauschdienst durchgeführt wurde. Dabei befragten die Wirtschaftsforscher etwa 1.000 Personalverantwortliche aus allen Branchen, welche Fähigkeiten und Vorerfahrungen Absolventen mitbringen sollten. Das Ergebnis: Fachkenntnisse und Soft Skills sind enorm wichtig, Sprachkenntnisse durch einen vorherigen Auslandsaufenthalt hingegen weniger.
Wie werden Absolventen bewertet?
Die Autoren der Studie verweisen darauf, dass Fremdsprachen, die damit verbundene interkulturelle Kompetenz und länderspezifisches Wissen keinesfalls unwichtig sind. Jedoch werden Bewerber für einen Job anders bewertet. Harte Fakten zählen zuerst, wie beispielsweise Abschlüsse mit exakten Noten.
Was eine Auslandserfahrung konkret gebracht habe, könnten Bewerber im persönlichen Gespräch gern erörtern. Sie müssten es nur auch ansprechen. Viele von ihnen spielen einen Auslandsaufenthalt eher herunter, weil sie ihn selbst als nicht so wichtig erachten.
Dabei gilt doch im Allgemeinen: Internationale Kompetenzen sind eigentlich in den meisten Unternehmen gefragt. Jedenfalls in denen mit Auslandsgeschäft und mit internationalen Teams. Hier punkten Bewerber, die sich bereits auf dem internationalen Parkett umgesehen und schon gefestigte Soft Skills entwickelt haben.
Der Auslandsaufenthalt wird zur Pflicht
Wer im Ausland war, kann eher einschätzen, welche Teamfähigkeiten überall gefragt sind und was eher landes- und regionaltypische Besonderheiten sind. Genau das macht wesentliche Soft Skills aus. Auch Sprachkenntnisse werden immer wichtiger. Selbst bei der Arbeit am einheimischen Standort. Die internationale Vernetzung vieler Unternehmen erzwingt sie geradezu.
Die Bundesregierung hat schon 2013 in einem Strategiepapier beschlossen, dass deutsche Hochschulen internationaler werden sollen. Bis 2020 sollen 50 Prozent aller Hochschulabsolventen studienbezogene Auslandserfahrungen gesammelt haben. Jeder dritter Absolvent soll mindestens ein Quartal im Ausland studiert haben und dabei 15 ECTS-Punkte nachweisen.
Thema der Studie war auch, ob Absolventen mit studienbezogener Auslandserfahrung eher geeignet sind, internationale Tätigkeiten in ihrem Unternehmen anzuleiten. Das wäre durch die Entwicklung entsprechender Soft Skills und Kompetenzen im Grunde zu erwarten.
Fachkompetenzen durch Auslandsaufenthalt
Aber auch reine Fachkompetenzen werden oft durch einen Auslandsaufenthalt und Sprachkenntnisse gefördert. Kompetenzen, auf welche die exportorientierte deutsche Wirtschaft nicht verzichten kann. Immerhin sind ein Viertel der deutschen Beschäftigten in Unternehmen tätig, die direkt oder indirekt vom Export profitieren.
Aus dem Ausland wiederum werden viele Vorleistungen importiert. Deutschland ist sehr tief in internationale Wertschöpfungsketten integriert. Die Digitalisierung wird diese Prozesse noch intensivieren. Kein Zweifel: Unternehmen agieren internationaler. Daher können sie Absolventen mit international entwickelten Soft Skills sehr gut gebrauchen. Zudem erwarten die Unternehmen für die nächsten fünf Jahre eine Zunahme ihrer internationalen Aktivitäten. Das wird positive Wirkungen auf ihre Produktivität, die Investitionsquote und auch die Beschäftigung haben.
Bedeutung der Soft Skills für die Karriere
Die Auslandserfahrungen sind typische Soft Skills, die sich nicht unmittelbar in einer Leistungsbewertung niederschlagen. Die betreffenden Absolventen bringen einen viel größeren Horizont mit, den deutsche Unternehmen für sich nutzen können. In der Sprache der Personalmanager handelt es sich um gesteigerte soziale Kompetenzen, welche Arbeitgeber sehr hoch bewerten. Sie stehen in der Prioritätenliste heute oft schon gleichrangig neben den berufsspezifischen Kenntnissen.
Damit zeigt sich, dass zwar im Lebenslauf die Auslandserfahrung nicht den ersten Stellenwert genießt. Jedoch für die Gesamtbewertung eines Absolventen durchaus sehr wichtig sein kann und große Karrierechancen eröffnet.
Siehe auch: Erwartungen an Berufseinsteiger – Was Personaler wollen
Bild: Phil Whitehouse | flickr.com | CC by 2.0 | Ausschnitt