Fußball als Smalltalkthema im Jobinterview
• Ich bin Berufsanfänger und habe in den nächsten Tagen mein erstes Vorstellungsgespräch. Um die Atmosphäre aufzulockern und um den Personaler dort ein bisschen außerhalb von Jobthemen kennenzulernen, habe ich mir überlegt, ob ich die Europameisterschaft und damit Fußball als Smalltalkthema nutze. Was halten Sie von der Idee?
Dass Sie sich – Berufsanfänger, jung und vermutlich etwas aufgeregt vor dem Vorstellungsgespräch – Gedanken machen, wie Sie positiv in so ein Gespräch einsteigen können, ist erst einmal sehr gut. Ob aber Fußball als Smalltalkthema eine richtig gute Idee ist, das hängt von verschiedenen Dingen ab. Ich liste die jetzt einfach mal auf.
- Bei was für einem Unternehmen bewerben Sie sich? Ist das eines, das eher den Charakter eines Start-up hat mit vorwiegend jungen Leuten, die dort arbeiten? Oder eines, das eher Konzernstrukturen aufweist oder zu den klassischen „alten“ Unternehmen gehört? Im ersten Fall könnte es gut gehen, im letzteren wäre ich etwas zurückhaltender.
- Denken Sie daran: Das Unternehmen hat eingeladen und ist somit der „Gastgeber“. Und dem steht nach den allgemeinen Regeln des höflichen Umgangs miteinander erst einmal zu, das Gespräch zu eröffnen und damit das Thema vorzugeben. Das gilt erst recht, wenn der Gesprächspartner erheblich älter ist als Sie.
- Selbst wenn alles passt: Denken Sie daran, dass nicht jeder Fan derselben Mannschaft oder der gleichen Spieler sein muss wie Sie. Vielleicht hat Ihr Gesprächspartner eine holländische Ehefrau und reagiert sehr verhalten, wenn Sie über die Niederländer frotzeln, die bei dieser EM zuhause bleiben müssen. Oder ein russisches Elternteil und findet es absolut nicht lustig, wenn Sie darüber lachen, dass das große Russland sich von der kleinen Slowakei besiegen lässt.
Fußball als Smalltalkthema kann auch nerven
Zu guter Letzt: Vielleicht langweilt Ihren Gesprächspartner auch nichts so sehr wie das ganze Gerede über Fußball, dem man kaum entkommen kann. Wenn er höflich sein will, kann er nicht entnervt aufstöhnen und die Augen verdrehen. Wenn er sich diese Mühe nicht auferlegen will, dann zeigt er Ihnen sein Genervtsein mehr oder weniger deutlich. Dann lernen Sie ihn ein bisschen außerhalb von Jobthemen kennen, nur „aufgelockert“ ist die Atmosphäre dann ziemlich sicher nicht mehr.
Lassen Sie es also am besten ruhig angehen und warten Sie ab, wie Ihr Gesprächspartner das Gespräch beginnt. Und dann greifen Sie das auf, was er Ihnen anbietet. Denn vielleicht findet er ja Fußball als Smalltalkthema gut geeignet!
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