Lücken im Lebenslauf durch Krankheit
Veröffentlicht 24.10.2016 | Update 09.02.2022 | Lesedauer: 3 Minuten
Dass das eigene Leben nicht immer geradlinig verläuft, passiert vielen Menschen. Schwierigkeiten bereitet es, wenn dadurch Brüche in der Erwerbsvita entstehen. Denn bei Lücken im Lebenslauf werden Arbeitgeber skeptisch, sofern man dafür keine gute Erklärung in petto hat. Besonders heikel: Lücken im Lebenslauf durch Krankheit oder persönliche Schicksalsschläge. Denn ist man damit in den Augen des Bewerbungsempfängers nicht von vornherein ein Risiko? Sollte man die Krankheit also lieber verschweigen? Oder gibt es eine passende Formulierung, eine lange Krankheit im Lebenslauf zu erwähnen, ohne sich die Chance auf den Job zu verbauen?
Lücke im Lebenslauf wegen Krankheit? Das Problem stellt sich gar nicht so selten. Zum Beispiel nimmt die Zahl krankheitsbedingter Arbeitsausfälle durch Burnout oder Depressionen seit Jahren stetig zu. Und: Jeder kann von Schicksalsschlägen getroffen werden – jederzeit, ohne persönliches Verschulden. Im Grunde weiß das ja auch jeder!
Auf der anderen Seite haben Arbeitgeber natürlich ein Interesse daran, solche Ausfälle möglichst gering zu halten. Sie werden sich dann schon fragen, wenn sie Kenntnis von einer Vorerkrankung bei einem Bewerber haben: Ist der- oder diejenige überhaupt in der Lage, den Job zu machen? Schon allein deswegen ist eine Lücke im Lebenslauf wegen Krankeit ein schwieriges und sensibles Thema.
Lücken im Lebenslauf durch Krankheit verschweigen?
Komplett verschweigen lässt sich ein längerer Ausfall ohnehin nicht. Deshalb wird oft empfohlen, eine lange Krankheit im Lebenslauf nicht zu erwähnen. Stattdessen könne man eine Formulierung wie »berufliche Auszeit aus privaten Gründen« verwenden. Aber was dann? Personaler werden trotzdem hellhörig und interessieren sich dafür, wie man diese Auszeit gefüllt hat. Selbst wenn man aus Lücken im Lebenslauf durch Krankheit eine Phase der Arbeitslosigkeit macht, rückt einen das nicht unbedingt in ein positiveres Licht. Auch andere Umschreibungen sind wenig hilfreich. Weil nichts davon der Wahrheit entspricht, verstrickt man sich früher oder später in Widersprüche.
Was also tun? Erst einmal ist Krankheit nicht gleich Krankheit. Ein komplizierter Rippenbruch, der komplett verheilt ist, wird – zumindest bei einem Bürojob – zukünftig kaum eine Beeinträchtigung darstellen. Außerdem sind Fragen im Vorstellungsgespräch nach Vorerkrankungen ohnehin tabu, wenn die Erkrankung nicht ansteckend oder irrelevant für den Job ist. Dass heißt, man darf durchaus in der Bewerbung erwähnen, dass die Lücke im Lebenslauf wegen Krankheit entstanden ist, muss aber zur eigentlichen Erkrankung selbst keine Angaben machen. Zugleich sollte man jedoch deutlich kommunizieren, dass man ganz genesen und wieder voll einsatzfähig ist.
Eigene Situation ausloten
Bei chronischen oder psychischen Erkrankungen liegt die Sache vielleicht etwas anders. Es ist sowieso sehr schwer, konkrete Empfehlungen zu geben, wie man mit Lücken im Lebenslauf durch Krankheit umgehen sollte. Viel kommt auf die Begleitumstände und die eigene Persönlichkeit an. War man lange krank und möchte ins Erwerbsleben zurückkehren, sollte man sich vorab fragen:
» Geht es mir jetzt wieder gut? So gut, dass ich mir den normalen Arbeitsalltag wieder zutraue?
» Bin ich noch auf dem aktuellen Wissensstand?
» War ich in meinem beruflichen Umfeld das, was man einen »erfolgreichen« Mitarbeiter nennt, mit ordentlichen Bewertungen?
» Wo stehe ich in meinem beruflichen Leben und kann ich vielleicht einen anderen Weg einschlagen?
» Bin ich jemand, der eher zurückhaltend ist oder sehr selbstbewusst auftritt?
Von der Beantwortung solcher Fragen, die ein vergangenes berufliches Leben und die augenblickliche Situation beleuchten, hängt es ab, welche Strategie die passende für die Bewerbung ist.
Man muss das Thema durchgearbeitet haben. Muss wissen, wo momentan die eigenen Möglichkeiten und Grenzen sind. Und was man einem Arbeitgeber anbieten kann und will. Wenn der aber – trotz klarer Kommunikation – auf eine so lange Auszeit ablehend reagiert, sollte man sich fragen: Will ich da überhaupt arbeiten? Je mehr man mit sich selbst im Reinen ist, desto besser kommt man auch mit Lücken im Lebenslauf durch Krankheit klar.
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Bewerber“). Sämtliche Personenbezeichnungen gelten jedoch gleichermaßen für jedes Geschlecht und sollen keinerlei Benachteiligung darstellen.Die verkürzte Sprachform hat ausschließlich redaktionelle Gründe und ist wertfrei.
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