Videobewerbung: Im Vertrieb sinnvoll?

Vor einhundert Jahren sah eine Bewerbung noch sehr schlicht aus. Eine Referenz des letzten Arbeitgebers und eine kurze persönliche Vorstellung reichten dazu meist aus. Heute ist das schon etwas komplizierter. Mit Deckblatt, Lebenslauf, Anschreiben, Arbeitszeugnissen, Kompetenzprofil, Zertifikaten und Bewerbungsfoto sehen sich Bewerber und auch Personaler einem unübersichtlichen Berg von Unterlagen und Dokumenten gegenüber. Dies alles zusammenzustellen ist mühsam und eine regelrechte Sisyphos-Arbeit. Denn schließlich soll jeder noch so kleine Tipp-, Rechtschreib- oder Formfehler ausgemerzt werden. Ist da etwa die Rettung durch eine Videobewerbung schon in Sicht?

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Hat die gute, alte Bewerbungsmappe ausgedient?

In den USA hat sich diese Praxis schon vor einigen Jahren durchgesetzt und auch hierzulande steigt die Akzeptanz. Das liegt vor allem daran, dass die Bedeutung von Videos in den letzten Jahren ohnehin stark zugenommen hat. Bislang glauben die meisten noch, eine Videobewerbung sei nur etwas für kreative Berufe. Und damit allenfalls geeignet für Mediengestalter oder Produktdesigner. Aber stimmt das überhaupt? Nicht ganz, denn inzwischen bieten einige Jobcenter bundesweit einen entsprechenden Service. So haben Jobsuchende die Chance, eine Videopräsentation zu erstellen. Diese soll dazu dienen, die persönliche Ausstrahlung zur Geltung zu bringen. Daneben liefert sie Informationen, die aus den übrigen Unterlagen nicht hervorgehen.

Die Videobewerbungen erstrecken sich über alle Berufe. Dabei sind Videobewerbungen in den Bereichen Bau und Handwerk, Hotel- und Gaststättengewerbe und im Vertrieb und Verkauf besonders zahlreich. Eigentlich kaum überraschend, wenn man bedenkt, dass es im Vertrieb und Verkauf auf Überzeugungskraft, Ausstrahlung und Kommunikationsstärke ankommt. Die vorgestellten Videos sind kurz und das müssen sie auch sein. Denn eine Videobewerbung ersetzt keine vollständigen Bewerbungsunterlagen.

Wie erstellt man eine gute Videobewerbung?

Stattdessen ist sie dazu da, die Bewerbung mit Stimme, Gestik, Mimik und Körpersprache zu unterstreichen. Es gibt kaum etwas Schlimmeres als ein mit der Handykamera gedrehtes Filmchen, einen unpassenden Hintergrund, verwackelte Bilder oder unangemessene Kleidung. Man benötigt also in jedem Fall eine gute Kamera. Zudem sollte man dezente Kleidung (wie in einem Vorstellungsgespräch) wählen sowie einen neutralen Hintergrund. Ein ruhiger Ort ohne störende Geräusche ist ein Muss.

Wer die Videobewerbung lieber einem Profi überlassen möchte, muss dafür zumeist recht tief in die Tasche greifen. Denn je nach Umfang – z. B. inklusive Make-Up, Coaching oder HD-Aufnahme – kann ein solches Video ab ca. 400 Euro aufwärts kosten. Ferner gibt es im Netz spezielle Software, mithilfe derer man eine Bewerbung per Video erstellen kann, zum Beispiel GoCVOne.

  • Fazit: Im Vertrieb kann eine Videobewerbung durchaus sinnvoll sein, um mit den Soft Skills zu überzeugen. Allerdings sollte man diese niemals „ins Blaue“ versenden. Bewerber sollten sich vorher telefonisch bei dem Unternehmen erkundigen, ob die Videobewerbung auch erwünscht ist. Zudem sollten die klassischen Bewerbungsunterlagen nicht vernachlässigt werden. Denn so aussagekräftig eine Videobewerbung auch sein mag, kann diese letztlich nur eine Ergänzung sein.

Bild: Marcin Wichary | flickr.com | CC by 2.0 | Ausschnitt

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