Gehaltsgespräch: Wenn die Kröten wandern sollen

Mit jedem beginnenden Frühling melden einschlägige Medien, dass die Kröten wandern und wieder freiwillige Helfer gesucht würden, die dabei den Kröten behilflich sein wollten. Diesem Aufruf haben sich bisher fast alle Karriereblogs und Veröffentlichungen zu Jobthemen in den großen Zeitungen angeschlossen. Allenthalben ist man dafür, dass wenigstens ein paar Kröten von den Arbeitgebern hin in die Geldbörsen der Arbeitnehmer wandern müssten. Sogar Politiker (war nicht auch unsere Bundeskanzlerin dabei?) sprachen sich dafür aus.

Gehaltsgespräch

Die Gewerkschaften natürlich sowieso! Deren Job ist es ja, für die tariflich gebundenen Arbeitnehmer en bloc die Verhandlungen zu führen. Fein für diese Arbeitnehmer. Betrüblich für alle, die nicht der Tarifbindung unterliegen. Die müssen selber ran!

Dass Ihr Vorgesetzter von sich aus auf Sie zu kommt und Ihnen eine Gehaltserhöhung anbietet, soll zwar vorkommen, ist aber mit Sicherheit nicht der Regelfall. Die Initiative muss dann von Ihnen kommen. Fragt sich nur noch, wie. Dazu sagen alle leider wenig. Und es gibt dafür auch kein Patentrezept. Mit Sicherheit ungünstig: Unangemeldet beim Chef ins Büro marschieren und dann mit einer Gehaltsforderung herausplatzen.

Gehaltsgespräch: „Chef, lass die Kröten wandern!“

Fast noch ungünstiger die Lösung eines Demonstranten anlässlich eines Warnstreiks, der einem Reporter mit Mikrophon in der Hand gegenüber äußerte: „Alles wird teurer und meine Tochter braucht eine Zahnspange, die die Krankenkasse nicht bezahlt.“ So betrüblich das ist, so liefert man mit solchen Argumenten geradezu eine Steilvorlage für den Vorgesetzten im Gehaltsgespräch, all das aufzuzählen, was fürs Unternehmen teurer geworden ist und was man nicht dem Kunden in Rechnung stellen kann. Und deswegen, leider, leider … man wolle ja, aber Sie müssten doch einsehen …

Der sicherste Weg ist immer noch, über die eigene Leistung zu kommunizieren, dass man mehr wert ist. Dazu aber muss man die eigene Leistung erst einmal benennen können. Möglichst sachlich beschreibend, mit konkreten und nachvollziehbaren Beispielen, wo Sie etwas vorangetrieben und positiv beeinflusst haben. Am allerbesten wirken immer noch erzielte Ergebnisse. Als Vertriebsmitarbeiter (und das ist die Hauptzielgruppe dieser Plattform) dürfte das ja möglich sein. Und wenn die Geschäfte gut gehen, die Auftragslage stabil ist, dann lässt sich die eigene Leistung sicher in einen Zusammenhang damit stellen.

Reisende soll man nicht aufhalten

Zu einer guten Vorbereitung gehört aber auch, sich zu informieren, wie die wirtschaftliche Gesamtsituation des eigenen Unternehmens wirklich ist. Denn wie ein Ökonom in einer Wirtschaftszeitung darlegte: „Makro erklärt nicht Mikro“! Im Klartext heißt das: Selbst, wenn es der ganzen Branche makroökonomisch gut geht, muss das noch lange nicht für das einzelne Unternehmen gelten.

Sie arbeiten leider für einen Arbeitgeber, der nicht so erfolgreich ist? Und das, obwohl die Branche boomt? Sie verdienen im Vergleich mit Kollegen in anderen Unternehmen eindeutig zu wenig? Dann vermeiden Sie trotzdem, im Gehaltsgespräch zu drohen: „Wenn nicht mehr Geld, dann …“ Es könnte sonst nämlich sein, dass die Kröten nicht wandern, sondern dass Sie sie schlucken müssen. Indem nämlich Ihr Chef sagt: „Reisende soll man nicht aufhalten …!“

So oder so: Viel Erfolg!

Ihre Sabine Kanzler

Bild: Bru-nO | pixabay.com

Zurück