Selbstdarstellung in der Bewerbung – aber wie?
Natürlich muss man sich beschreiben in den eigenen Bewerbungsunterlagen. Irgendwie. Am besten möglichst vorteilhaft. Manchem erscheinen bei der Betrachtung der eigenen Entwicklung kosmetische Maßnahmen vorteilhaft. Aber wie weit dürfen die gehen? Denn ehrlich sollte man bei der Selbstdarstellung in der Bewerbung schon sein! Doch wann ist man ehrlich? Was ist Wahrheit? Und gibt es am Ende mehrere davon?
Selbstdarstellung in der Bewerbung: „Eigentlich habe ich…“
Nehmen wir mal ein Beispiel. Nehmen wir mich. Ist es ganz besonders wahr, wenn ich – gefragt nach meiner beruflichen Herkunft und meiner Qualifikation für eine Coachingtätigkeit – herumdruckse und entschuldigend meine: „Eigentlich habe ich ja erst mal nur Pädagogik studiert, in pädagogischen Einrichtungen gearbeitet und bin erst danach zu meinem jetzt ausgeübten Job gekommen …“?
Wäre es vertretbar, die erste Hälfte meines Berufslebens einfach zu verschweigen? Und nur über den Zeitraum Auskunft zu geben, der mein jetziges Arbeitsfeld zu umfasst? Sage ich die Wahrheit, wenn ich erkläre, dass ich seit 20 Jahren im Umfeld „Coaching und Outplacementberatung“ tätig bin und zuvor im pädagogischen Bereich tätig war? Und ergänze, dass diese berufliche Vergangenheit mir für meinen jetzigen Beruf wesentliche Impulse gegeben hat?
Weglassen oder nicht?
Eine Dame hat über die Hälfte ihres beruflichen Lebens über einen Personaldienstleister in verschiedenen Unternehmen gearbeitet. Neben einer Reihe von kurzen Einsätzen hatte sie auch einige langfristige Engagements. Die Tätigkeiten gleichen sich zu gut der Hälfte, der Rest sind unternehmensspezifische Aufgaben. Demzufolge wie immer die Frage: Wie soll denn die Selbstdarstellung in der Bewerbung aussehen?
Für jeden Einsatz – chronologisch aufgelistet – alle dort erledigten Aufgaben? Bei nur 10 Einsätzen und einer einigermaßen aussagekräftigen Auflistung der Tätigkeiten ist man allerdings schnell über die 2-Seiten-Grenze hinaus. Spätestens zu Beginn der zweiten Seite breitet sich beim Leser Langeweile aus ob der vielen Wiederholungen.
Nur die langfristigen Einsätze benennen? Aber ohne Zeitangaben! Denn dann würden Lücken sichtbar. Das rückt gefährlich nahe an eine Schönheitsoperation! Die langfristigen Einsätze mit Zeitangabe und umfassender Tätigkeitsbeschreibung benennen und die kurzen bündeln zu „Einsatz in Unternehmen der XY-Branche mit dem Aufgabenbereich …“? Grundsätzlich alle Tätigkeiten hintereinander aufzählen? Alternativ die anspruchsvollen nach vorne ziehen und die Routineaufgaben nach hinten? Oder den prestigeträchtigen Aufgaben einfach mehr Raum geben? Zwei bis drei Zeilen statt nur einer?
Keine Luftnummern in der Selbstdarstellung
Jede dieser Entscheidungen, wie Sie als Bewerber sich präsentieren wollen, zieht Konsequenzen für den Aufbau Ihrer Bewerbungsunterlagen nach sich und verändert Ihre Selbstdarstellung. Grundsätzlich fahren Sie gut damit, die Teile Ihrer beruflichen Entwicklung zu betonen, die zum angestrebten Job passen. Mit realen Erfahrungen und Kenntnissen, nicht mit Luftnummern, die nie existiert haben! Das wäre eine Schönheitsoperation, keine Kosmetik mehr. Denn das Peinlichste, das Ihnen passieren könnte, wäre doch: Sie bekommen einen Termin für ein Vorstellungsgespräch und niemand erkennt Sie in der Person wieder, die man sich nach der Selbstdarstellung in der Bewerbung vorgestellt hat.
Viel Glück!
Ihre Sabine Kanzler
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