Arbeiten 4.0: Ohne Weiterbildung geht es nicht

Man absolviert eine Ausbildung oder ein Studium und arbeitet dann bis zur Rente im erlernten Beruf: Dieses Modell hat in der modernen Arbeitswelt ausgedient. Wer heute mit beiden Beinen im Berufsleben steht, hat die eine oder andere Weiterbildung hinter sich gebracht. Doch wer in Zeiten von Arbeiten 4.0 noch aktiv am Berufsleben teilnehmen will oder muss, sollte sich auf eine immer stärkere Verkürzung der Halbwertzeit des angeeigneten Wissens einstellen. Das heißt, als Berufstägiger muss man heute bis zur Rente kontinuierlich lernen und die eigenen Fähigkeiten ausbauen. Doch welche Wünsche haben Mitarbeiter eigentlich an die moderne Weiterbildung? Und welche Themen sind im Trend?

Arbeiten 4.0

So stellen sich Mitarbeiter die Weiterentwicklung in Zeiten von Arbeiten 4.0 vor

Anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos Anfang 2017 hat die Unternehmensberatung Accenture eine aktuelle Studie rund um das Thema „Weiterbildung“ herausgebracht. Sie zeigt, dass sich die Arbeitnehmer der Veränderungen, die die Führungskräfte Deutschland beschreiben, sehr bewusst sind.

Es geht dabei vorrangig um den Einsatz von neuen Technologien in der Produktion, aber auch in den Büros. Viele Arbeitnehmer sind diesen Technologien gegenüber durchaus offen und sind bereit, entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen zu belegen. Sie wissen, dass sie nur von der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung profitieren werden, wenn sie kontinuierlich an einer Fortbildung teilnehmen und ihre Kompetenzen ausbauen.

Allerdings gibt es heftige Kritik am Angebot an entsprechenden Bildungsmaßnahmen. Es scheint so etwas wie ein Missverhältnis zu bestehen zwischen den Erkenntnissen auf beiden Seiten und dem vorhandenen Angebot. Viele Mitarbeiter wünschen sich, dass neue Kompetenzen kontinuierlich bei der Arbeit ausgebaut werden.

Außerdem sollen erlernte Inhalte nahtlos in den Berufsalltag zu integrieren sein. Damit wird der Arbeitsplatz mehr und mehr zu einem Ort, an dem gelernt und gearbeitet wird, der eigene Kollege wird vielleicht sogar zum qualifizierten Trainer. Die Trainingseinheiten sollen dazu kleiner sein, ein Training aus dem Klassenzimmer hat damit ausgedient.

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich die Mitarbeiter keine Weiterbildungsmaßnahmen wünschen, mit denen sie auf einen anderen Beruf umschulen können. Vielmehr geht es darum, die Kompetenz zu vermitteln, um mit neuen Technologien im Betrieb umgehen zu können.

Weiterbildung bringt beide Seiten weiter

Im ersten Augenblick könnte man meinen, eine Fortbildung dient lediglich der Qualifizierung des Mitarbeiters, damit dieser seinen Arbeitsplatz behält. Doch dieser Ansatz ist grundlegend falsch. Im Rahmen einer aktuellen Umfrage von über 1.000 Arbeitnehmern in Deutschland zeigte sich, dass über 84 Prozent dem Einsatz von neuen Technologien am Arbeitsplatz offen gegenüberstehen. Weltweit sagen sogar knapp 70 Prozent der Berufstätigen, dass Roboter, Datenanalytik und Künstliche Intelligenz dazu geeignet sind, die Arbeitswelt effizienter zu machen und die Arbeitsqualität zu steigern.

Über 50 Prozent der Arbeitenden sind deshalb der Ansicht, dass der Aufbau von neuen Fähigkeiten dazu verhilft, den Arbeitsplatz zu sichern. Eine höhere Jobsicherheit und bessere Aufstiegschancen sind also nur zwei der Vorteile, die Arbeitnehmer aus einer Fortbildung ziehen.

Für den Arbeitgeber ist es ebenso elementar, dass sich die Arbeitskräfte laufend weiterbilden. Deshalb muss es ein stetiger Teil der Personalführung sein, die Belegschaft zum Ausbau und Aufbau der persönlichen Kompetenzen anzuhalten. Gelingt das, profitieren auch Unternehmen von ihren gut ausgebildeten Mitarbeitern.

Sie werden verstärkt auf neue Technologien setzen, sie können innovative Techniken einsetzen, sie produzieren kostengünstiger, schneller und besser und bauen damit am Ende ihren Marktvorsprung aus. Eine stetige Weiterbildungsbereitschaft ist also nicht nur für die Belegschaft von Vorteil, um den Marktwert zu erhalten und um beruflich aufzusteigen. Vielmehr profitieren beide Seiten davon, wenn die angebotenen Weiterbildungsmaßnahmen zum Bedarf des Unternehmens und der Mitarbeiter passen, so dass letztlich ein Prozess entsteht, der beiden Seiten Vorteile bringt.

Auch bei Arbeiten 4.0 bleiben Soft Skills weiter im Fokus

Ein ganz wichtiges Thema bleibt der Ausbau von Soft Skills. Es geht also eher um weiche Kompetenzen wie Führungsstärke, Kreativität und emotionale Intelligenz. Solche Kompetenzen können im Rahmen der Personalführung ausgebaut werden.

Dazu ist es erforderlich, jeden Mitarbeiter so zu führen, wie es seinen Fähigkeiten und seinem Profil entspricht. Kreativität und emotionale Intelligenz kann man nur in einem begrenzten Umfang schulen. Man kann allerdings bestimmte Methoden erlernen, mit denen man kreativer arbeiten und Lösungen finden wird.

Den Soft Skills wird nicht nur in administrativen Berufen eine größere Bedeutung zukommen. Sie dürften auch im Handwerk und in der Produktion an Bedeutung gewinnen. Hinzu kommt der zunehmende Einsatz von neuen Technologien in vielen Branchen und Unternehmen.

Die Digitalisierung macht branchenübergreifend einen erheblichen Schwerpunkt aus. Mitarbeiter müssen lernen, verstärkt mit Maschinen zusammenzuarbeiten und dabei auch ein hohes Maß an Selbständigkeit an den Tag legen. Man geht davon aus, dass Arbeitsplätze, an denen es um die Verknüpfung von mechanischen Tätigkeiten geht, mehr und mehr verschwinden.

Gleichzeitig muss der Mitarbeiter immer schneller lernen, mit neuen Maschinen und Techniken umzugehen und diese im Betrieb sofort anzuwenden. Dazu ist es hilfreich, wenn sich Mitarbeiter untereinander anlernen und unterstützen, wenn also die Zusammenarbeit im Team auch in der industriellen Fertigung stärker in den Fokus rückt.

Arbeiten 4.0 stellt also beide Seiten vor neue Herausforderungen.

15.03.2017

Siehe auch: www.arbeitenviernull.de – ein Angebot des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales

Bild: Zapp2Photo | shutterstock.com

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