Ein unmoralisches Angebot: Einmal ist keinmal?
Ein unmoralisches Angebot – Wer hätte geglaubt, dass dieses Thema heute eine derartige Aktualität erhält? Ich war mit dem Text schon beinahe fertig … Aber lesen Sie selbst! Gute Geschäfte zu machen, Erfolge zu erzielen, mit dem Chef gutzustehen – das alles beflügelt die Karriere. Das ist fein und noch lange nichts Unlauteres. Dumm ist nur, dass manch anderer auch Karriere machen will. Dafür muss er gute Geschäfte machen, muss Erfolge erzielen und auch mit dem Chef gutstehen. Es herrscht also ein gewisses Gedränge und es stellt sich dem einen oder anderen die Frage, wie er die genannten Voraussetzungen für die Karriere schaffen kann bzw. wie er ein bisschen nachhelfen kann, damit es klappt.
Ein unmoralisches Angebot – Und wenn es keiner merkt?
Wenn in solch einer Situation dann ein unmoralisches Angebot gemacht wird, dann könnte man schon mal nachdenken, ob das denn wirklich so unmoralisch wäre. Oder was denn wäre, wenn es einfach niemand merken würde. Denn dass gute Beziehungen ein Karriereturbo sind, das ist eigentlich keine Frage mehr. Was man bereit ist, für solche Beziehungen zu tun, bleibt jedoch eine von Gewicht!
Gute Beziehungen? Richtig gute, auf die man bauen kann! Solche, die auch nützlich sind! Die Grundsatzfrage: Sind Beziehungen nur dann wirklich gut, wenn sie nützlich sind? Und eine weitere: Sollte man sie anstreben? Um welchen Preis? Weil es üblich ist, weil es dem beruflichen Fortkommen nützt? Weil das jeder macht, der „was werden“ will?
Manchmal ergeben sie sich einfach so, die Beziehungen. Man lernt sich kennen, man netzwerkt, man tut sich einen Gefallen, einen zweiten. Es folgt ein Geschenk, eine Einladung. Irgendwann stellt man fest, dass man sich auch beruflich gegenseitig unterstützen könnte. Eine Empfehlung aussprechen, ein Geschäft einfädeln, durch das man im eigenen Unternehmen einen guten Eindruck machen könnte, einen Vertrag befürworten beispielsweise. Will man da kleinlich sein? Eine Hand wäscht ja bekanntlich die andere. Und ein unmoralisches Angebot ist das ja nicht gerade, oder?
Einmal ist keinmal – oder?
Ein kleines Gefühl ist vielleicht da. Man weiß, man sollte es nicht tun, aber einmal ist keinmal. Leicht wird aus „Einmal-Keinmal“ ein „mehrere Male“. Das Gefühl, etwas Unrechtes zu tun, nimmt ab. Schließlich handelt wohl fast jeder so von Zeit zu Zeit, schließlich schadet man ja niemandem. Und der eigenen Karriere tut es gut. Man ist erfolgreich, bekommt einen besser bezahlten Job, man genießt manchen Vorteil, den man sich sonst nicht leisten würde.
Die Grenzen zwischen „Sich gegenseitig einen Gefallen tun“ und „Bestechlichkeit“ sind fließend. Das macht es im Einzelfall so schwierig, eine Entscheidung zu treffen, was (noch) in Ordnung ist und wo die eigene Redlichkeit aufgeweicht wird. Und die Sprache, die wir nutzen, ist verräterisch: Vorteilsnahme und Vorteilsgewährung, Vetternwirtschaft und Kungelei und dass manches ein „ein Geschmäckle“ hat! Der „Kölner Klüngel“ ist sprichwörtlich und wirkt eher wie sympathischer Lokalkolorit. All das klingt irgendwie gemütlicher und nicht so kriminell wie Bestechlichkeit oder Korruption.
Der typische Wirtschaftskriminelle im Unternehmen sei männlich, von hoher Bildung, ein Gutverdiener und nicht vorbestraft. Er sei um die 40, blicke auf zehn Jahre Karriere im Unternehmen zurück und genieße bei seinen Mitarbeitern und Vorgesetzten viel Vertrauen. Das ermittelte die Wirtschaftsprüfung KPMG in einer Studie im Jahr 2011.
Bleiben Sie sauber
Frauen hingegen lassen sich angeblich deutlich weniger korrumpieren als Männer. Johann Graf Lambsdorff, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Passau, fand dies in einer Studie für Transparency International heraus. Nicht klar herauslesen konnte ich, ob sie die besseren Menschen sind, oder ob sie einfach nicht genügend attraktive Angebote bekommen.
Kann man solchen Situationen entgehen? Nun, man kann sich klar machen, dass gewisse Beziehungen Distanz brauchen. Wenn man sich schon darin verheddert hat, dann braucht es Energie und auch Mut, sich wieder zu „entwickeln“. Das herauszufinden setzt „nur“ ein sensibles Gewissen voraus. Und um so etwas muss man sich ein bisschen bemühen.
Wie soll man solch eine Kolumne beenden? Etwa mit einem flapsigen „Bleiben Sie sauber!“ (Gütiger Himmel!). Ich glaube, ich bleibe heute beim neutralen „Viele Grüße!“
Ihre
Sabine Kanzler
17.02.2012
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