Job-Speed-Dating – neuer Trend im Recruiting
Speed-Dating: Im Kern bedeutet das die Suche nach einem Partner. Und weil die heute 25- bis 35-Jährigen neben Studium, Auslandsaufenthalt und Karrieremachen nur wenig Zeit haben, jemanden kennenzulernen oder sich mitunter quälend langweiligen Dates zu widmen, erscheint das Speed-Dating wie die perfekte Lösung. Der Kandidat lernt gleich mehrere potentielle Partner kennen. Und statt sich – nach humanistischem Leitbild – in feinsinnigen Gesprächen zu ergehen, geht es um die wichtigsten Fakten: Name, Alter, Beruf, Gehalt und wenn noch Zeit ist: Hobbys. Nur um sicher zu gehen. Kein Wunder, dass sich nun auch das Job-Speed-Dating etabliert.
Neue Chancen für Unternehmen und Arbeitnehmer
Ohne Frage, der ganze Vorgang erinnert weniger an ein zwangloses Kennenlernen als vielmehr an ein Bewerbungsgespräch. Bingo! Denn immer mehr Unternehmen und sogar die Arbeitsagentur haben das Prinzip für sich entdeckt. Zwar gab es das Job-Speed-Dating in Deutschland erstmals 2009. Doch erst jetzt scheint sich die neue Form des Bewerbungsverfahrens zu etablieren.
Die Vorteile liegen auf der Hand. Denn wer im herkömmlichen Prozess mit seinen Bewerbungsunterlagen nicht 100-prozentig überzeugen konnte, erhält meist gar nicht die Möglichkeit, seine Stärken in einem persönlichen Gespräch herauszustellen oder schlicht auf Sympathie zu setzen. Wie man inzwischen weiß, entscheiden lediglich sieben Sekunden darüber, ob wir jemanden sympathisch finden oder nicht. Hat jemand diese erste Hürde genommen, bleiben beim Job-Speed-Dating noch genau neun Minuten und 53 Sekunden, um sein Gegenüber auch darüber hinaus von sich zu überzeugen. Manchmal sogar noch weniger. Auch wenn viele Angebote in diesem Bereich bisher ein zehnminütiges Gespräch vorsehen.
Sich gut verkaufen zu können ist beim Job-Speed-Dating noch wichtiger
Bei so wenig Zeit kommt es natürlich einmal mehr darauf an, sich gut zu verkaufen. Und dabei seinen Gesprächspartner mit den prägnantesten Informationen zu versorgen und gleichzeitig auf seine Körpersprache zu achten. Die Kunst besteht darin, mit möglichst wenigen Informationen ein möglichst rundes Bild der eigenen Persönlichkeit zu vermitteln. Daher ist es sinnvoll, im Vorfeld eine kurze Selbst-Präsentation vorzubereiten.
Zu wissen, was man von sich erzählen möchte, am besten in Hinblick auf seine letzte / aktuelle Position und die Ziele, die mit einer neuen beruflichen Herausforderung verfolgt werden. Das beruhigt ungemein und gibt eine gewisse Sicherheit. Neben einer selbstbewussten Präsentation kommt es aber auch darauf an, Interesse am jeweiligen Unternehmen zu signalisieren. Dazu empfiehlt es sich, Informationen einzuholen und sich Fragen kurz zu notieren.
Ein klassisches Vorstellungsgespräch ersetzt das Modell nicht
Zugegeben, auch diese Form der komprimierten und auf das Wesentliche beschränkten Kommunikation erfindet das Rad nicht neu. Denn kein Personaler trifft eine Einstellungsentscheidung nach zehn Minuten. Und doch bietet das Job-Speed-Dating letztlich eine gute Gelegenheit, sich mit minimalem Zeitaufwand ins Gespräch zu bringen und im besten Fall zu einem zweiten Termin eingeladen zu werden.
Aktuelle Termine sind unter anderem auf den Seiten der Arbeitsagentur zu finden.
Bild: geralt | pixabay.com