Neuer Job: Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben …
Was erwarten Sie? Von Ihrer Familie? Ihrem Partner? Ihren Freunden? Der Zukunft? Vom Leben ganz allgemein? Sie erwarten bestimmt, dass Ihr Partner an Ihren Geburtstag denkt und eine Überraschung parat hat. Dass Ihre Freunde zu Ihnen halten. Dass die öffentlichen Verkehrsmittel reibungslos funktionieren und pünktlich sind – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Sie erwarten vermutlich erst einmal Angenehmes, wenn Sie ein bisschen optimistisch in die Zukunft schauen. Und warum auch nicht? Schließlich geht es uns hier in Deutschland eigentlich doch ganz gut. Da könnte es uns doch auch noch ein bisschen besser gehen. Wie zum Beispiel im Beruf. Vielleicht muss ein neuer Job her?
Wann ist ein neuer Job angebracht?
Denn aktuell dümpelt es seit einiger Zeit so vor sich hin. Nein, richtig schlecht ist es nicht. Es ist im Großen und Ganzen schon ganz ok, aber man ist doch ein erhebliches Stück davon entfernt, sich in der täglichen Routine verwirklichen zu können. Sollte das alles gewesen sein, was man vom Leben erwarten kann? Schon schaut sich so mancher um: Ein neuer Job, der mehr Zufriedenheit verspricht. Oder mehr Work-Life-Balance. Vielleicht bessere Karrierechancen. Oder nettere Kollegen. Meistens aber auf alle Fälle: Mehr Geld. Denn wer wechselt schon freiwillig in ein Unternehmen, in dem er finanzielle Abstriche machen muss? Ein neuer Job soll schließlich einen gewissen Erfolg versprechen.
Ein Neuanfang im Job
Spürt man da ein Kribbeln? Die Lust auf etwas Neues? „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben …“ singt Jürgen Marcus. Ein neuer Job mus das doch auch bieten, oder? Irgendwie jedenfalls! Und so macht sich der Mensch auf den Weg in eine bessere Zukunft, aktualisiert die Bewerbungsunterlagen, vergisst dabei nicht, die eigenen Kenntnisse und Erfahrungen etwas aufzupolieren und ins rechte Licht zu rücken – schließlich will man sich auf ganzer Linie verbessern. Er wird bei der Jobsuche fündig, hat mehrere Vorstellungsgespräche. Manche verlaufen eher unspektakulär – daran ist man nicht interessiert, dann könnte man ja gleich bleiben, wo man ist! Aber endlich kommt DAS Gespräch, bei dem der Funke überspringt.
Es ist fast ein bisschen wie Liebe auf den ersten Blick, es ist Euphorie! Sie diskutieren über Entwicklungschancen, die Marktposition des Unternehmens ist bestens, also legt man dort Wert auf Weiterbildung und unterstützt sie auch aktiv und last, but not least stimmt auch das Gehalt. Alles ist also gut, alles wird besser, davon ist Mensch überzeugt. Er kündigt seinen aktuellen Arbeitsplatz und plant geradezu begeistert die neue berufliche Zukunft.
Ist der neue Job wirklich besser?
So beginnt man also seinen neuen Job. Alles ist spannend, die Zukunft erscheint rosig … bis nach ein paar Monaten die ersten Verkaufszahlen auf dem Tisch liegen. Andere haben offenbar mehr Aufträge geschrieben. Der Chef nimmt sich doch nicht so viel Zeit für motivierende Gespräche und hat einen Antrag für ein tolles Seminar, das Mensch zu gerne besucht hätte, abgelehnt. Er scheint also doch nicht so cool zu sein, wie er im Vorstellungsgespräch erschienen ist. Zu guter Letzt scheint sich über die tollen Kontakte mit den Kollegen ein frostiger Hauch zu legen. Es geht darum, wer in einem attraktiven und zukunftsträchtigen Projekt die Leitung übertragen bekommt. Die lustigen Absacker nach Dienstschluss sind so lustig nicht mehr.
Mensch überlegt, ob sich der ganze Aufwand der Jobsuche denn gelohnt hat. Und er kommt zu einer weisen Einsicht: Es ist wie bei einer neuen Liebe! Der erste Rausch ist irgendwann vorbei und dann beginnt der Alltag. Manchmal ermüdend, manchmal konfliktträchtig. Manchmal ganz unspektakulär. Und doch, von Zeit zu Zeit gibt immer wieder schöne Tage, manchmal auch sehr schöne!
Genügt das? Kann das genügen? Muss es vielleicht genügen?
Man kann Erwartungen haben. Damit, dass sie sich erfüllen, kann man nicht rechnen, schon gar nicht für ein ganzes Leben. Höchstens darauf hoffen. Dass das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und ihrem reibungslosen Funktionieren eine Erwartung ist, die ganz unerwartet in sich zusammenfallen kann, das haben wir schon des Öfteren zähneknirschend lernen müssen. Drücken wir uns allen die Daumen, dass es nicht schlimmer wird!
Mit den besten Wünschen Ihre Sabine Kanzler
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