Persönlichkeitsmerkmale und Lücken im Lebenslauf
Eine längere Krankheit, eine Pause nach dem Studium oder eine betriebsbedingte Kündigung gefolgt von einer Phase der Jobsuche. Schnell kann zwischen den einzelnen Stationen im Lebenslauf eine unschöne Lücke entstehen. Viele Bewerber sorgen sich dann, welchen Eindruck das auf den Personaler macht. Schließt der etwa auf bestimmte Persönlichkeitsmerkmale? Und assoziiert die Lücke vielleicht mit mangelndem Engagement oder fehlender Motivation? Landet die Bewerbung deswegen auf dem Absagestapel?
Personalverantwortliche treffen Fehlentscheidungen
Tatsächlich ist es so, dass Lücken im Lebenslauf bei den meisten Personalern nicht unbedingt beliebt sind. Diejenigen Personalverantwortlichen, die einen Bewerber aus diesem Grund schnell aussortieren, treffen jedoch häufig Fehlentscheidungen. Denn eine Studie zeigt, dass Lücken nur begrenzt etwas über bestimmte Persönlichkeitsmerkmale sagen. Ob überhaupt ein signifikanter Zusammenhang zwischen Lücken im Lebenslauf und Persönlichkeitsmerkmalen besteht, klärten Wissenschaftler der Hochschule Osnabrück anhand eines Fragebogens, der von 1423 Probanden ausgefüllt wurde.
Arbeitslosigkeit sagt nichts über Gewissenhaftigkeit aus
Ein Ergebnis der Studie: Bewerber mit Lücken im Lebenslauf schätzten sich selbst als weniger extravertiert, gewissenhaft, leistungsmotiviert, selbstkontrolliert und zielsetzungsbezogen ein.
„Tatsächlich sind diese Zusammenhänge statistisch aber nur sehr gering. Ihre Aussagekraft ist deshalb zumindest fragwürdig“, sagt Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Uwe P. Kanning. So stellte sich heraus, dass insbesondere bei Bewerbern, die arbeitslos waren oder gereist sind, sich nichts über deren Gewissenhaftigkeit aussagen lies. Das war allerdings der Fall bei Bewerbern, die ihre Ausbildung abgebrochen hatten.
Keine Rückschlüsse auf Persönlichkeitsmerkmale
Die Autoren sehen die Studie nur als ersten Schritt zur Erforschung des Themas. Zwar sei der Umfang der Stichprobe groß. „Sie spiegelt aber nicht die Struktur der berufstätigen Bevölkerung in Deutschland wider. Hierzu enthält die Stichprobe zu viele Frauen, junge und gebildete Menschen“, erklärt Kanning und ergänzt: „Außerdem beruht die Erhebung ja auf der Selbsteinschätzung der Probanden.“
Dennoch zeige die Studie etwas Wichtiges auf: „In der Ratgeberliteratur ist es weit verbreitet, Tipps für das Kaschieren von Lücken im Lebenslauf zu geben. Dabei sollten diese Lücken per se im Grunde kein Kriterium für eine fundierte Persönlichkeitsauswahl darstellen.“ Kanning rät: „Wenn Personalverantwortliche aus Lücken im Lebenslauf Rückschlüsse auf die Persönlichkeitsmerkmale ziehen wollen, sollten sie die Gründe für die Lücken kennen.“
Bild: bixentro | flickr.com | CC by 2.0 | Ausschnitt