Schlagfertigkeit im Beruf – kann man das lernen?

Wenn es einen Ort gibt, an dem die Gabe der Schlagfertigkeit ein wahrer Segen ist, dann im Büro. Die Parade auf sprachliche Angriffe lebt nämlich von der Spontaneität, vom geistesgegenwärtigen, im besten Falle witzigen Schlagabtausch, der dem Gegenüber die Kinnlade heruntersinken lässt. So viel zur Wunschvorstellung. Im beruflichen Alltag fallen uns die richtig genialen Sprüche oft erst einen Tag später ein. Auch wenn es dann wirklich schade um die Antwort ist – die Wirkung wäre jetzt gleich null. Aber ist Schlagfertigkeit wirklich angeboren? Oder kann man die mühelos erscheinende Geistesgegenwart eines Winston Churchill lernen?

schlagfertigkeit

Schlagfertig wie Winston Churchill?

Während einer Rede Churchills rief eine Dame der Opposition plötzlich aus: „Wenn ich mit dem Mann verheiratet wäre, würde ich ihm Arsen in den Kaffee geben“, Churchill erwiderte: „Und wenn ich mit der Dame verheiratet wäre, würde ich ihn trinken“. Dieses Beispiel zeigt, welche Wirkung Schlagfertigkeit hat. Sie ist einerseits nämlich entwaffnend, andererseits stellt sie aber auch eine gewisse Distanz her. Sie signalisiert eine „ungefährliche Situation“, zugleich aber auch ein „Bleib mir vom Leib“.

Das Besondere an dieser Kommunikationsform ist aber auch, dass sie je nach Situation eine andere Botschaft übertragen kann. Bei einem Flirt ist Schlagfertigkeit beispielsweise ganz anders zu werten als nach einer verbalen Attacke eines Kollegen.

Kann man Schlagfertigkeit lernen?

Es ist schade, dass Schlagfertigkeit bisher wenig erforscht wurde, weshalb bis heute umstritten ist, ob sie erlernbar ist oder nicht. Dass diese Fähigkeit unheimlich nützlich ist und eine große Faszination ausübt, haben Mitte der Neunziger zahlreiche Erfolgstrainer erkannt. Seminare, Bücher und Trainings zu dem Thema erwiesen sich als heiß begehrt und scheinen bis heute der Schlüssel zum Erfolg.

Hunderte Bücher mit Titeln wie „Schlagfertigkeit – die besten Werkzeuge und Konter“, „Schlagfertigkeit für Dummies“ oder „Die neue Schlagfertigkeit: Schnell überraschend und sympathisch“ machen deutlich, welchen Stellenwert diese Form der Kommunikation heute einnimmt.

Die Voraussetzungen der Schlagfertigkeit

Die besten Grundlagen für Schlagfertigkeit sind Lockerheit, die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können und Selbstbewusstsein. Fehlen diese Grundvoraussetzungen, versteht man einen verbalen Angriff weniger als spielerisches, sprachliches Kräftemessen, sondern als persönliche Beleidigung. Es tritt eine Art Schockstarre ein, die Betroffene leicht verstummen lässt.

Anders ausgedrückt: Ein unerwartete, provokative, vielleicht auch beleidigende Bemerkung kann zur Ausschüttung von Adrenalin führen. Das Gehirn fühlt sich an wie leer gepustet. Von einer schlagfertigen Antwort ist man so weit entfernt wie die Sonne von der Erde. Schlagfertigkeit zu lernen ist nicht einfach, es gibt jedoch zumindest ein paar grundlegende Strategien, die dabei helfen können.

Beispiele für Schlagfertigkeit

In seinem Buch „Nicht auf den Mund gefallen“ (ISBN 978-3-44216-575-9) empfiehlt Rhetoriktrainer Matthias Pöhm fünf Strategien für einen gekonnten Schlagabtausch:

  • Absurde Antworten

„Sie sind ja schon wieder zehn Minuten zu spät!“ – „Ich habe erst noch einen Waschbären vor dem Ertrinken gerettet.“

  • Freche Vergleiche

„Hast du zugenommen?“ – „Ja, ganz im Gegensatz zu deinem Taktgefühl.“

  • Absichtliches Missverständnis

„Wie sind Sie eigentlich zu diesem Job gekommen?“ – „Mit dem Bus!“

  • Übertriebene Zustimmung

„Sie stellen sich dumm an“ – „Ja nicht?! Dafür bekomme ich dieses Jahr höchstwahrscheinlich sogar den Bambi!“

  • Versteckter Gegenangriff

„Ihre Präsentation war ja nicht so besonders!“ – „Und dabei habe ich mich von Ihnen inspirieren lassen!“

Für welche Strategie man sich auch entscheidet: Letztlich sollte die Art und Weise der Schlagfertigkeit natürlich zur Persönlichkeit passen, sonst kann es aufgesetzt wirken und der Effekt verpufft. Sich der eigenen Stärken bewusst zu sein und verbale Angriffe nicht persönlich zu nehmen, kann dabei helfen, seine ganz eigene Form der Schlagfertigkeit zu entwickeln.

Siehe auch: Peinliche Situationen bei der Arbeit – 5 Klassiker

Bild: Ryan McGuire | pixabay.com | Ausschnitt

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