Stellenanzeigen per Du: Wie antworte ich?
• Ich stoße im Rahmen meiner Jobsuche immer wieder auf Stellenanzeigen per Du. Und jedes Mal aufs Neue frage ich mich dann, wie ich mein Anschreiben formulieren soll. Wenn aber der Ansprechpartner mit Vor- und Nachname angegeben ist, würde ich mich doch sehr unbehaglich fühlen, gleich „Lieber Max“ o. ä. zu schreiben. Was würden Sie mir in diesen Fällen raten?
Stellenanzeigen per Du = Unkomplizierter Umgang?
Als Bewerber stellt sich ja die Frage, warum Unternehmen solche Anzeigen erstellen und was sie sich davon versprechen. Lassen Sie uns also mit einem Beispiel konkret werden, um vielleicht einen Schritt weiter zu kommen.
IKEA ist wohl das bekannteste Unternehmen, das seit Jahren konsequent das „Du“ in seiner Kommunikation nutzt. Sowohl seinen Kunden gegenüber als auch in Stellenanzeigen, wenn man potenzielle Bewerber anspricht. Mit diesem Stilmittel positionierte sich das Unternehmen als typisch skandinavisch, als unkompliziert und jung. Und das zu einer Zeit, als das „Du“ in Deutschland noch nicht allorts gebraucht wurde. Aus dieser Art der Kommunikation automatisch auf eine bestimmte Form des Umgangs zu schließen (hier, aber auch bei jedem anderen Unternehmen), könnte ein fataler Fehler sein.
Vermutlich sollen solche Stellenanzeigen per Du, wie Sie sie beschreiben, etwas signalisieren. Über die Arbeitsatmosphäre, über die Art, wie man im Haus mit Hierarchien umgeht. Und es sollen sich bestimmte Bewerbergruppen angesprochen fühlen. Trotzdem geht es um ein Arbeitsverhältnis – und das ist in erster Linie ein Vertragsverhältnis, das durch Formalitäten gekennzeichnet ist.
Per Du oder per Sie – Die Qual der Wahl
Was verbinden Sie mit dem „Du“? Dass eine gewisse Form von Lockerheit, ja von Kumpelhaftigkeit dadurch möglich wird? Oder schreiben Sie per Du ein ebenso höfliches und der Bewerbungssituation angemessenes Anschreiben wie per Sie? Denn welche Anredeform das ausschreibende Unternehmen wirklich erwartet, ob es überhaupt eine bestimmte Anrede erwartet und was es daraus interpretiert, wenn Sie diesen Erwartungen nicht entsprechen, gleicht dem berühmten Blick in die Glaskugel: Mit beiden Wahlmöglichkeiten können Sie falsch liegen und durch den internen Filter rutschen, mit dem das Unternehmen eine erste Auswahl trifft. Dabei haben beide Anredeformen die gleiche Wahrscheinlichkeit, als passend oder unpassend gewertet zu werden.
Das Fazit? Ob per Du oder per Sie, bleibt vermutlich Geschmackssache. Machen Sie es so, wie Sie sich wohler fühlen. Oder Sie thematisieren Ihr Problem der richtigen Anrede gleich im erstens Satz:
»Sehr geehrte Frau Müller-Lüdenscheid! Oder sollte ich besser „Liebe Gertrude“ schreiben?«
😉
Bildrechte/Quellenangabe: ikea.de/jobs