Sommer, Sonne, Neugier: Arbeiten im Urlaub?
Sind Sie neugierig? Oder erwartet man von Ihnen, neugierig zu sein? Im Unternehmen? Erwartet vor allem Ihr Unternehmen in Person Ihres Chefs von Ihnen, im Urlaub neugierig zu sein? Wie es so geht zuhause! Vor allem: Wie es an Ihrem Arbeitsplatz so geht! Und wer etwas von Ihnen wollen könnte, was Sie dann – bitteschön! – auch zeitnah bearbeiten sollten! 52 Prozent aller Arbeitnehmer arbeiten im Urlaub. Sprich, sie lesen ihre beruflichen E-Mails. 63 Prozent der Männer und 39 Prozent der Frauen. Das berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung einmal in einer kleinen Notiz. Gehören Sie auch dazu?
Wollen die? Oder müssen die?
Unabhängig davon, dass ja nun nicht jeder Arbeitnehmer von seinem privaten PC aus Zugriff auf das Firmennetz hat und somit auch die realen Zahlen im Dunkeln bleiben, ergeben sich doch mehrere Fragen. Die erste klang schon im Einleitungssatz an: Arbeiten im Urlaub? Wollen die das alle oder müssen sie das? Und wenn sie müssen, was würde passieren, wenn sie sich weigern würden? Abmahnung? Entlassung? Liebesentzug vom Chef oder allen Kollegen, die im sommerlich aufgeheizten Büro sitzen? Um die geht es hier nicht, diese Gruppe sollte zum Thema einen Rechtsanwalt ihres Vertrauens aufsuchen.
Aber die anderen – wollen die? Und, wenn ja, warum? Weil sie einfach neugierig sind? Weil sie denken, dass ohne sie nichts geht, sei es auch nur für zwei oder drei Wochen? „Schau mal, Schatz! Schon wieder 50 E-Mails in meiner Mailbox …“ Möglicherweise sind es ja Menschen, die lieber aufpassen, dass nichts anbrennt in ihrer Abwesenheit. Denn die Trümmer wegräumen müssen sie ja spätestens dann, wenn sie zurückkommen. Und dann auch noch alles neu aufbauen!
Arbeiten im Urlaub gegen das nackte Grauen?
Vielleicht packt den Herrn (oder die Dame) mit den täglichen 50 E-Mails einfach nur das nackte Grauen, diesen sich ansammelnden Berg geballt nach dem Urlaub abarbeiten zu müssen! Bei nur zehn ausgefallenen Arbeitstagen wären das immerhin 500 E-Mails. Wenn die alle beantwortet sind, dann könnte man doch glatt wieder in Urlaub gehen …
Weitere Gründe? Man hat keinen Vertreter, an den man seinen Job delegieren und seine E-Mails umleiten kann, es regnet sowieso, da kann man dann auch ein bisschen arbeiten. Es macht einem nichts aus oder man macht seinen Job einfach gerne! Wenn man dann noch so diszipliniert ist, mit dem Abschalten des PCs auch seine Gedanken wieder auf Urlaub umzupolen, dann spricht eigentlich wenig gegen Neugier.
Wie Sie es auch für sich selber halten – auf alle Fälle schöne Ferien!
Ihre
Sabine Kanzler
(bekennende Mailabruferin)
PS: Zu den signifikant anderen Zahlen für Männer und Frauen schreibe ich hier dann doch lieber nichts! 😉
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