Blau machen: Nicht nur eine Farbe

Blau, das ist einfach mehr als der Himmel, das Meer, die Niveadose oder die Jeans. Blau ist ein Zustand. Er beschreibt, was man nach einer Übermenge an Alkohol ist. Er beschreibt auch, was man macht, wenn man quietschfidel und pumperlgsund zum Arzt geht und mit einem gelben Schein – also krank – dort wieder rauskommt. Wir haben damit Inhalt und Rahmen dieser Kolumne definiert. Es geht um blau machen, krankfeiern, sich einen gelben Schein holen.

Blau machen

Blau machen mit dem gelben Schein

Blau-gelb also zuerst. Zum Teilthema „Feiern“ kommen wir dann später. Wie man diese Farbkombination am besten erlangt, dafür gibt es jede Menge Tipps im Internet. Wir hätten uns ja auch gewundert, wenn wir ausgerechnet dazu nichts gefunden hätten, nicht wahr? An einigen lasse ich Sie gerne teilhaben:

  • Da gibt jemand ein paar Ratschläge, um „richtig Krank zu feiern“ und auch eine genaue Erklärungen der Symptome und wie man die Krankheit vorbereitet. Am besten schon einen Tag vorher. „Da sagst du am besten, das du Bauchschmerzen hast und dir schlecht ist. Weil die Krankmeldung „auf diese weiße“ am nächsten Tag glaubwürdiger wirkt.
  • Zum Aspekt „Feiern“ gibt es auch Hinweise: „Tun Sie es nicht öffentlich mit Fotos in den sozialen Medien, die Sie quitsch lebendig zeigen.“ Wie wahr! Und wenn Sie sich entscheiden, „wieder auf Arbeit zu gehen, weil Sie nach 10 Tagen genug Krank gefeiert haben,“ sollten Sie dort natürlich auch nicht „quitsch lebendig“ erscheinen.

Sie zucken beim Lesen der beiden letzten Absätze immer mal zusammen? Teile davon sind Leihgaben einschlägiger Websites. Zu Risiken und Nebenwirkungen solcher Empfehlungen auf Ihre Fähigkeiten zu korrekter Rechtschreibung fragen Sie also eine gute Rechtschreibsoftware und/oder einen Fachanwalt für Arbeitsrecht. 😉

Blau machen gegen unerträgliche Zustände?

Soweit der unterhaltsame Teil des Themas. Der andere Teil ist ernst. Eine Krankschreibung wird oft als das letzte Mittel gesehen und auch dargestellt, sich gegen schwer erträgliche Zustände im Job zu wehren. Das können Streitigkeiten mit Kollegen sein, ein übergriffiger Chef, dauerhaft hohe Arbeitsbelastung oder auch Umstrukturierungen am Arbeitsplatz, die verunsichern und mit denen man sich nicht auseinandersetzen will oder kann. Damit ist auch klar, wer schuld ist: Der Arbeitgeber!

Das Problem: Keiner der benannten Gründe wird durch eine Krankschreibung wirklich aus der Welt geräumt. Aber für alle erwähnten Szenarien gibt es im betrieblichen Alltag und im Arbeitsrecht definierte Wege, wie man sich wehren könnte. Allerdings muss man dann aus der Deckung kommen und sich aktiv und für alle sichtbar mit dem Thema auseinandersetzen. Sich krankschreiben zulassen dagegen bietet immer auch die Chance, abzutauchen – wenn auch nur für ein paar Tage.

Ein weiteres Problem, das zu Betrachtungen einlädt: Der Krankheitsbegriff! Wann ist man wirklich krank? Wann fühlt man sich nur nicht gut, weil man etwas nicht aushalten will? Und ist dafür der „gelbe Schein“ berechtigt? Tritt Krankheit dann plötzlich und in großem Umfang auf, wie vor kurzem beim fliegenden Personal der TUI, dann argumentiert die eine Seite, dass eine Unternehmenskultur schon sehr am Boden liegen müsse, wenn sich ganze Belegschaften kollektiv krankmelden. Die anderen, die Angst um den Arbeitsplatz mache natürlich krank!

Freie Zeit auf Kosten anderer

In solchen Fällen zu sagen, nicht zur Arbeit zu kommen, wäre ein klassischer Fall von krankfeiern, birgt also Risiken. Einen Beweis zu führen sowohl in Richtung wirklich krank, also arbeitsunfähig, als auch bloß blau machen ist in aller Regel schwierig bis unmöglich.

Allerdings müssen alle, die blau machen, ein paar Fakten ins Auge sehen: Sie verschaffen sich einen persönlichen Vorteil – ein paar freie Tage zusätzlich. Diese freie Zeit geht zu Lasten anderer. Die Kollegen müssen die liegenbleibende Arbeit zusätzlich erledigen und dadurch ggf. massive Einschränkungen für die eigene Planung hinnehmen. Ok, manchem ist das egal – der Mensch ist nun mal nicht grundsätzlich gut und rücksichtsvoll und loyal.

Zum Abschluss die Worte, die mir eine Freundin (selbstständig!) geschrieben hat, als wir uns über dieses Thema ausgetauscht haben: „Blau machen ist eher was für Angestellte… Selbstständige sind krank – und arbeiten dennoch. Manche Angestellten auch. Ist vielleicht einfach ne Typfrage …“

Ihre Sabine Kanzler

Bild: tottypics | pixabay.com

Zurück