Miteinander im Büro – Freunde müsst ihr sein!

Schwierig, schwierig ist es manchmal, das Berufsleben. Nicht nur all das, was inhaltlich und leistungsmäßig von uns gefordert wird. Nein, auch das menschliche Miteinander in Büro und Werkstatt ist kompliziert und oft nicht so leicht gut hinzubekommen. Dabei sehnen wir uns doch danach, es einfach und überschaubar zu haben, komplexe Zusammenhänge aufs Wesentliche reduziert zu sehen. Eindeutig ist die Aussage von Studien aus der Arbeits- und Organisationspsychologie: Wort- und faktenreich beschreiben sie das Phänomen, dass derjenige, der sich an seinem Arbeitsplatz wohl und von seinen Kollegen akzeptiert und unterstützt fühlt, bessere Ergebnisse erzielen kann.

Miteinander im Büro

Mit Fußball ist so eine Studie auf den Punkt zu bringen: „Elf Freunde müsst Ihr sein!“ ist der passende Satz, den er gesagt haben soll, der Herberger Sepp. Le Monde, die große französische Tageszeitung, hat die Botschaft noch weiter verkürzt mit „La Mannschaft“! Einfach in der Aussage, gut zu merken, Handlungsanweisung eingeschlossen. Was will man mehr? Damit kann man Erfolg haben, damit kann man siegen! Warum nur im Fußball? Warum nicht auch im Arbeitsumfeld?

Die Kollegen als Freunde?

Die meisten Menschen wünschen sich ein möglichst konfliktfreies Miteinander im Büro. Warum nicht richtig befreundet sein mit seinen Kollegen? Schließlich verbringt man die wachsten Stunden des Tages zusammen. Mindestens vertragen will man sich, ein gutes Betriebsklima haben. Und wenn selbst Sepp Herberger und Le Monde das sagen, dann liegt man doch richtig mit seinen Wünschen – von 1954 bis zum heutigen Tag! Kein neumodischer Trend! Bilden wir also solch eine Mannschaft! Werden wir ein Team! So sind wir erfolgreich!

Es regt sich im Hintergrund leise Unruhe und Unsicherheit. Wie lange kann so etwas wirklich gut gehen? Denn Menschen haben ja Emotionen, die nicht unbedingt stabil bleiben und die sich auch nicht immer im positiven Bereich bewegen. Wenn man dann mehrere Jahre zusammenarbeitet (und auch zusammen arbeiten muss!), dann … ja, was dann?

Da blitzt die Erinnerung auf an die Kollegin, die große Rücksichtnahme eingefordert hat, weil sie schulpflichtige Kinder hatte und deshalb immer (!) die erste sein wollte, die ihre Urlaubsplanung festlegte. Dann fällt einem der Kollege ein, der ziemlich schmerzfrei Arbeitsergebnisse als die seinen an die Geschäftsleitung verkaufte, die im Team erarbeitet worden waren und dann strahlend erzählte, wie gut er unsere Ergebnisse präsentiert habe. Und da ist das Kollegengrüppchen, das nahezu täglich die Mittagspause ausdehnt mit rein privaten Schwätzchen und einem Kaffee und dann noch einem und einem weiteren, derweil im Büro die Telefone um die Wette klingeln und die Arbeit liegen bleibt.

Wenn das Miteinander im Büro zu Reibung führt

Vor allem hat man noch sehr, sehr genau die Erinnerung an den Moment, als man dann schließlich die Nase voll davon hatte, dauernd Rücksicht nehmen zu sollen. Dabei hatte man sich am Anfang so gut verstanden. Es hatte sich so manches angesammelt, was man nicht ansprechen mochte und als man platzte und das Ganze in einem allgemeinen Streit endete, sah erst mal keiner einen Ausweg. Sich in eine andere Abteilung versetzen lassen? Aber in welche? Nur raus aus dem Irrenhaus und einen neuen Job suchen? Aber wo? Kurzfristig sicher erleichternd, aber zu welchem Preis für die zukünftige berufliche Entwicklung?

Wenn die Nähe zu groß wird, dann wird es eng, die Möglichkeiten zur Bewegung werden eingeschränkt, man berührt sich. Physikalisch sehr (!) verkürzt erklärt ist Reibung die Hemmung einer Bewegung, die zwischen sich berührenden Festkörpern oder Teilchen auftritt. Bei der Reibung auftretender Energieverlust wird in Wärme umgewandelt.

Setzen Sie für „Festkörper“ den Begriff „Kollegen“ ein, und sie haben eine wunderbare Erklärung dafür, was sich entwickeln kann bei großer Nähe: wenig Bewegungsmöglichkeit – schön, wenn man es gerne gemütlich hat. Wärme – angenehm, so lange sie nicht zur Hitze ausartet, auf alle Fälle aber Energieverlust!

In meiner Tageszeitung lese ich von einer Onlinebefragung eines Marktforschungsinstitutes. 42 % der Männer legen demnach erhöhten Wert auf Aufstiegschancen und eine überdurchschnittliche Bezahlung. Bei Frauen sind das etliche Prozentpunkte weniger. Die legen zu einem erhöhten Maß auf ein gutes Betriebsklima wert. Auch eine Möglichkeit, sich unter diesen Gesichtspunkten mal Gedanken zu machen, wie man das Miteinander im Büro bewerten könnte, oder?

Ihre Sabine Kanzler

Bild: jamesboyes | flickr.com | CC BY 2.0 | Ausschnitt

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