Schummeln bei der Arbeitszeit: Männer tricksen mehr
Nicht selten hört man auf die Frage, wie viele Wochenstunden jemand tatsächlich am Arbeitsplatz verbringt, Zahlen, die jenseits der 40 liegen. Und Studien zeigen auch immer wieder, dass Überstunden in Deutschland an der Tagesordnung sind. Europaweit sind wir mit durchschnittlich vier Überstunden pro Woche und Arbeitnehmer sogar Spitzenreiter. Doch kann man das immer glauben, wenn jemand sagt: „Also ich arbeite mindestens 60 Stunden in der Woche, eher mehr …“? Einer Studie zufolge lieber nicht, denn vor allem Männer schummeln bei der Arbeitszeit scheinbar gerne. Um ganz genau zu sein, stellen sich männliche Arbeitnehmer gern mal als Arbeitstier dar. Und entgehen so den überzogenen Erwartungen durch ihren Chef.
Weniger arbeiten – und keiner merkt’s?
Das fand die Organisationspsychologin Erin Reid mit ihrem Team heraus, indem sie 115 Mitarbeiter einer Consulting Firma befragte. Ein Ort also, der bekannt ist für überdurchschnittlich lange Arbeitszeiten und Mehrarbeit. Dabei zeigte sich: Ein großer Teil der Befragten gab eine 80- bis 90-Stunden-Woche vor. Tatsächlich arbeiteten die Beschäftigten teils sehr viel weniger. Offenbar ohne dass es den Vorgesetzten auffällt.
Die Scharade sei laut Reid vor allem auf den Druck durch die Unternehmenskulturen zurückzuführen. Von den Angestellten werde offen erwartet, dass sie rund um die Uhr im Dienst des Kunden stehen und Freizeit und Privatleben hintanstellen. In der Auswertung zeigte sich, dass sich manche Beschäftigte dieser Erwartungshaltung beugen und oft zu Top Performern werden. Während sich andere offen dagegen wehrten und beispielsweise weniger Dienstreisen oder flexible Arbeitszeiten forderten, was sich wiederum negativ auf die einzelnen Leistungsberichte auswirkte.
Mitarbeiter decken sich gegenseitig
Überraschend war zudem weniger die Tatsache, dass beinah ein Drittel der Männer und 11 Prozent der Frauen weniger arbeiten als Geschäftsführung und Firmenkultur verlangten, sondern dass sie dies taten, ohne um eine Reduzierung der Stunden zu bitten. Das Schummeln bei der Arbeitszeit gelang ihnen, indem sie sich heimlich um Kunden vor Ort bemühten und so lange Arbeitswege sparten. Oder sie machten früher Feierabend, ohne es an die große Glocke zu hängen. Dabei deckten sich die Mitarbeiter gegenseitig, so dass flexiblere Zeiten für alle möglich wurden. Ein Juniormanager sorgte etwa dafür, dass er Kundenaufträge in der Nähe bekam – und damit mehr Zeit zuhause mit der Familie verbringen konnte. Ein anderer ließ einfach seine Jacke über dem Bürostuhl hängen – damit es so aussah, als sei er noch immer anwesend.
Männer können leichter schummeln bei der Arbeitszeit
Die Studie zeigt auch, dass es für Männer sehr viel einfacher ist, sich auf diese Weise Zeit freizuschaufeln. Sind sie nicht am Arbeitsplatz, gehen Vorgesetzte häufig zunächst davon aus, dass sie bei einem Kundentermin sind. Bei Frauen haben Chefs bei Nichtanwesenheit hingegen weit häufiger den Verdacht, dass sie ihrer Freizeit nachgehen oder sich Zeit für ihre Kinder nehmen.
Siehe auch: Pünktlich Feierabend? Ein Zeichen für Erfolg im Beruf
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