Ständige Erreichbarkeit: Mit Telefon in den Urlaub?
In Zeiten von Burnout, stressbedingten Ausfällen und steigendem Druck brauchen deutsche Arbeitnehmer ihren Urlaub eigentlich dringender denn je. Sollte man meinen. Denn statt erholsamer Ruhe, entspannten Ausflügen oder faulen Tagen am Strand lassen vier von fünf Arbeitnehmern ihr Telefon auch im Urlaub nicht aus den Augen, um eine ständige Erreichbarkeit zu gewährleisten, so das Ergebnis einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Aris im Auftrag des Bitkom.
Mehrheit auch im Urlaub erreichbar
Ganze 61 Prozent gaben an, auch während der langersehnten Ferien Anrufe zu beantworten. Immerhin 54 Prozent beantworten berufliche E-Mails. Dabei ist es ganz egal, wer eine Auskunft benötigt. Denn die Mehrheit der Arbeitnehmer ist für Kollegen, Vorgesetzte oder Geschäftspartner gleichermaßen da.
Ständige Erreichbarkeit gefährdet Erholung
„So erfreulich die hohe Identifikation der Beschäftigten mit ihrer Arbeit ist, Berufstätige müssen in den Ferien einmal richtig abschalten können“, sagt Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf und kritisiert die ständige Erreichbarkeit auch außerhalb des Arbeitsplatzes: „Moderne Kommunikationsmittel zu nutzen, um im Notfall erreichbar zu sein, ist das eine, den Erholungswert eines Urlaubs jedoch durch regelmäßige dienstliche Korrespondenz zu gefährden, ist etwas anderes.“, so Kempf.
Kein Wunder, dass es deutschen Arbeitnehmern da so schwer fällt, abzuschalten. Nicht einmal jeder vierte Urlauber kann sich komplett von seinem Alltag freimachen. Dies scheint insbesondere für die Jüngeren in der Altersgruppe bis 29 zu gelten. Hier gaben insgesamt 30 Prozent an, in den Ferien nicht abschalten zu können. Bei Arbeitnehmern ab 30 sind es immerhin noch rund 22 Prozent.
Viele Unternehmen denken um
Die Ergebnisse überraschen dahingehend, dass immer mehr Unternehmen versuchen, ihren Mitarbeitern mehr Freiräume zu schaffen. So schob Volkswagen bereits im Jahr 2011 einen Riegel vor die ständige Erreichbarkeit und richtete eine Sperre ein, damit nach Feierabend keine E-Mails mehr an die Blackberrys der Mitarbeiter versendet werden. Jetzt müssen dann nur noch die Mitarbeiter mitziehen.
15.07.2014
Bild: Pat (Cletch) Williams | flickr.com | CC by 2.0 | Ausschnitt