Neid im Job – Ansporn oder Hemmschuh?
So mancher Vorgesetzter stellt sich spätestens im Herbst eines jeden Jahres die immer wiederkehrende Frage: Wie motiviert man Mitarbeiter? Und wie speziell Vertriebsmitarbeiter im Allgemeinen und Verkäufer im Besonderen? Denn (je nach Unternehmen) liegen die Jahresgespräche und damit die Erörterung von Zielvorgaben, Boni und ggf. neuen und verbesserten Gehaltseinstufungen in der Luft. Da lohnt es sich schon, übers Thema „Motivation“ noch mal nachzudenken!
Wie bringt man seine Mitarbeiter also dazu, höheren Umsatz zu generieren? Brauchen sie Ermutigung? Brauchen sie so etwas wie kollegiale Unterstützung? Oder wäre eher die Erlaubnis zu Konkurrenzverhalten angemessen? Ellenbogen ausfahren und durch? Und das ohne Rücksicht auf Verluste? Müssen sie also die Knute spüren?
Motivation oder Neid auf die Top-Performer?
Zur Motivation der Belegschaft zu kommunizieren, wer die Topumsätze generiert hat, durchblicken zu lassen, dass die Schlecht- oder Nichtperformer ihr Engagement verstärken müssten, sonst … – welche Auswirkungen würde so etwas im Kreis der Mitarbeiter haben? Vor allem auf diejenigen, die nicht zur Gruppe der Hochgelobten gehören? Würden die den Kollegen ihren Erfolg gönnen? Oder anders gefragt: Würden Sie – ja, Sie! – Ihren Kollegen den Erfolg gönnen und sich mit ihnen freuen? So wie der Kölner es hält? Man muss auch jönne könne!
Der Mensch – und damit vermutlich auch Sie! – ist ja nicht grundsätzlich und immer voll Wohlwollen und Liebe für seinen Mitmenschen. Er neidet ihnen gerne ab und zu mal etwas. Das sollte er zwar nicht, denn schon in der Bibel steht „Du sollst nicht begehren…..“, aber Gott oder die Evolution haben uns nun mal als höchst unvollkommene Wesen geschaffen.
Leiden bringt kein Umsatzplus
Wir sind also neidisch – mehr oder weniger. Unter Umständen sind wir sogar tiefneidisch auf den besseren Kollegen. Dürfen Sie das sagen? Zahlen Sie es ihm dann heim – im Verborgenen, so dass es keiner merkt? Neid ist ein Gefühl, das irgendwie zu den peinlichsten gehört. Man gibt ungern zu, dass man neidisch ist, noch nicht mal vor sich selbst. Und öffentlich schon gar nicht.
Die Art und Weise, auf eigene Neidgefühle zu reagieren, ist höchst unterschiedlich. Die einen fahren ihre Ellenbogen aus, schieben damit Kollegen rigoros zur Seite und tun alles, damit die nicht weiterhin erfolgreich sind. Leider bringt das im Regelfall einem selber nicht den notwendigen Umsatzanstieg. Andere halten die Welt für schlecht, das Leben für ungerecht und leiden dementsprechend. Aber auch hier: Leiden bringt kein Umsatzplus!
Selbstanalyse statt Neid
Wirklich reifes und erwachsenes Verhalten wäre es zu analysieren, warum der andere denn besser ist. Hat er nur mehr Glück als ich? Dann kann man wenig ändern. Macht er etwas anders? Und wenn ja, was ist das? Könnte man davon etwas ins eigene Verhaltensrepertoire übernehmen? Oder wäre es besser schlichtweg zu akzeptieren, dass nun mal nicht jeder „der Beste“ sein kann. Wenn verglichen wird, dann drückt der Superlativ (hier: der Beste) den höchsten Grad aus. Höher geht es dann nicht mehr!
Kaum einer fragt übrigens, wie es denjenigen geht, die oben stehen. Die beneidet werden. Können die sich über ihre Erfolge uneingeschränkt freuen? Macht es denen etwas aus, wenn sie sich umgeben wissen von Kollegen, denen sie regelmäßig überlegen sind? Von denen sie nicht wissen, ob hinter deren Lächeln wirklich Sympathie steckt. Im Zweifelsfall trösten die sich mit Wilhelm Busch und seiner Erkenntnis, dass Neid die aufrichtigste Form der Anerkennung ist!
Wie dem auch sei: Ich wünsche Ihnen in solchen Situationen ein gutes Selbstwertgefühl und die notwendige Portion Gelassenheit!
Ihre Sabine Kanzler
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