5 Tipps für Unternehmen – So gewinnen Sie mehr weibliches Vertriebspersonal!
Betrachtet man die Entwicklung der Frauenerwerbsquote auf dem deutschen Arbeitsmarkt, erkennt man schnell: Der Anteil beruflich aktiver Frauen war noch nie so hoch wie heute. Eine erfreuliche Entwicklung.
Nun liegt es an Unternehmen, dieses qualifizierte Potenzial abzurufen, was allerdings schon häufig bei der Stellenanzeige scheitert. Denn ebenfalls Fakt ist: Auf viele Stellen bewerben sich Frauen erst gar nicht. Entweder haben sie Angst, nicht alle Anforderungen erfüllen zu können oder sie fühlen sich gar nicht erst angesprochen. Verblüffend viele Anzeigen heben „männliche Eigenschaften“ hervor und auch bei der Auswahl der Bildmotive kann man einiges optimieren. Wir zeigen Ihnen daher anhand von 5 Tipps, wie Sie gezielt weibliches Vertriebspersonal ansprechen können.
1. Sprechen Sie alle Geschlechter an
Kommen wir zur Jobbezeichnung und Beschreibung der Aufgaben. Seit dem 1. Januar 2019 müssen in Deutschland Jobanzeigen genderneutral formuliert werden. Oft wird hierfür das Kürzel (m/w/d) gewählt, doch das reicht nicht. Machen Sie deutlich, dass in Ihrem Unternehmen jede Person willkommen ist, unabhängig von Religion, Hautfarbe oder Geschlecht. Im Anforderungsprofil vieler Stellenanzeigen werden oft nur männliche Eigenschaften hervorgehoben. Frauen sehen oft von Bewerbungen ab, wenn die Anzeige zu viele männlich assoziierte Begriffe enthält. Versuchen Sie es bspw. bei Soft-Skills mit Worten wie „Wortgewandtheit“ anstelle von „Verhandlungsgeschick“. Oder formulieren Sie Eigenschaften in Verhaltensweisen um: „Ziele fest im Blick haben“ statt „ehrgeizig“. Auf diese Art werden Sie mehr Frauen im Vertrieb ansprechen.
Um Genderfallen im Fließtext zu vermeiden, empfiehlt es sich Berufsbezeichnungen durch geschlechtsneutrale Begriffe zu ersetzen, oft geht das im Plural. Also statt:
- Teamleiter –> Teamleitung
- Angestellter –> Belegschaft
- Ansprechpartner –> Kontakt
- Mitarbeiter –> Mitarbeitende
- Sekretär –> Verwaltungskraft oder Bürokraft
- Selbstständiger –> selbstständig arbeitende Person
- Vorstand –> Vorstandsmitglied
- usw.
Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte
…demnach ist es auch hier sehr wichtig, die Bildwelten des Stellenangebots attraktiv zu gestalten. Die Bilder sollen einen realistischen Eindruck vom Unternehmen vermitteln. Zeigt das Bild nur Männer oder reproduziert Macho-Klischees, werden sich Frauen davon eher abgeschreckt fühlen. Ebenso, wenn das Gefühl einer geschlechtsspezifischen Hierarchie transportiert wird. Das würde in Verbindung mit dem Text nicht authentisch wirken. Unternehmen sollten deshalb immer ein der Zielgruppe nahes Motiv wählen, welches auch den Berufsalltag innerhalb des Unternehmens widerspiegelt. Bloß keine falschen Versprechungen!
2. Bieten Sie Teilzeitmodelle an
Neben ihrer fachlichen Qualifikation bietet weibliches Vertriebspersonal für Unternehmen viele weitere Vorteile. Vertrieblerinnen helfen etwa durch ein besseres Verständnis weiblicher Kundinnen dabei, „weibliche Märkte“ zu erschließen. Außerdem fördern sie die Vielfalt in Ihrem Unternehmen – und damit Innovationskraft, neue Sichtweisen und Kreativität.
Eine Studie zeigt: Unternehmen, die Teilzeitangebote für Frauen mit Kindern schaffen, können mehr weibliche Fachkräfte für sich gewinnen und langfristig binden.
Unternehmen sollten zeigen, wie flexibel sie sind, wenn es darum geht, dass sich die Arbeitszeiten in das Familienleben der Mitarbeiterinnen integrieren lassen. Richten Sie zum Beispiel Mutter-Kind-Büros ein oder schaffen Sie Home-Office-Möglichkeiten. Als familienfreundliche Firma sollten Sie diese Vereinbarkeit unbedingt leisten und vorleben können. Eine Zeile wie „diverse Arbeitszeitmodelle möglich“ kann das bereits in der Stellenanzeige anteasern. Natürlich sollten Sie jedoch nichts versprechen, was Sie nicht halten können. Deshalb gilt: In Stellenanzeigen nur auf Angebote hinweisen, die Ihr Unternehmen auch tatsächlich leisten kann.
3. Zeigen Sie Ihre Wertschätzung
Ein Unternehmen sollte nie vergessen, dass seine Mitarbeitenden die wichtigste Ressource für eine Firma sind. Ohne sie funktioniert nichts. Wenn Sie Platz für Diversität schaffen, verbessert sich auch das Arbeitsklima – wie eine Studie des Personaldienstleisters Michael Page herausfand. Laut dieser Studie sind 64 Prozent der Belegschaft in einem diversen Arbeitsumfeld zufriedener und motivierter. 44 Prozent fühlen sich dem Unternehmen verbundener und bei 28 Prozent wirkt sich Diversität gar positiv auf das Stresslevel im Team aus. Geben Sie Frauen die Möglichkeit, sich von ihren Fähigkeiten ausgehend weiterzuentwickeln. Erläutern Sie, welche Spezialfertigkeiten auch in Ihrem Unternehmen noch erlernt werden können. Dadurch signalisieren Sie Ihr Interesse daran, der Belegschaft Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten – und können direkt als attraktive Arbeitgeberin bzw. attraktiver Arbeitgeber punkten.
4. Bleiben Sie transparent
Sowohl in der Stellenausschreibung als auch im persönlichen Gespräch ist es das A und O, die Rahmenbedingungen klar und transparent zu vermitteln. Auch im Vertrieb ist Transparenz oberstes Gebot: Hierzu zählen beispielsweise die Arbeitszeiten, der Arbeitsort und weitere relevante Informationen zu Ihrem Unternehmen und der Arbeit. Schaffen Sie Klarheit über so viele Details zur Stelle wie möglich.
Wie bereits oben erwähnt, sind viele Frauen verunsichert, wenn sie nicht ausnahmslos alle Skills mitbringen, die in der Anzeige erwähnt werden. Unternehmen sollten deshalb deutlich machen, was zwingend für die Stelle erwartet wird und was darüber hinaus wünschenswert wäre. Formulieren Sie Ihre Wünsche an die Qualifikation so breit gefächert wie möglich. Daraufhin werden sich mehr Interessierte bewerben und Sie haben eine buntere Auswahl. Gerade, wenn ein Unternehmen unter dringendem Personalmangel leidet, sollte es sich nicht auf zu viele ausschließliche Qualifikationen festlegen. Hinweise auf Alternativen durch ähnliche Kenntnisse funktionieren besser.
Beispiel: „Wenn Sie einen Abschluss in Fotografie oder eine vergleichbare Ausbildung haben.“
Beschreiben Sie außerdem genau, welche Aufgaben anfallen und eventuell sogar, welches Gehalt in etwa üblich ist und welches Prämiensystem der Vertriebsjob mit sich bringt. Denn für viele Frauen ist es eine Überwindung, eine klare Gehaltsvorstellung anzugeben, wenn sie das Unternehmen noch nicht kennen. Dem kann man entgegenwirken, indem man einen Ausblick schafft, was in etwa in der entsprechenden Position zu erwarten ist und wie frau ihr Gehalt im Vertrieb durch Erfolg steigern kann.
5. Machen Sie den Selbstcheck
Natürlich kann kein Unternehmen von Anfang an alles richtig machen und alle Punkte und Tipps berücksichtigen. Auch hier gilt: learning by doing. Das Unternehmen muss nach und nach testen, was bei der Zielgruppe weibliches Vertriebspersonal ankommt und diese besonders anspricht.
Doch Hilfe naht! Das Kompetenzzentrum für Fachkräftesicherung bietet zahlreiche Informationen sowie Checklisten zum Thema Rekrutierung von weiblichen Fachkräften an.
Wenn Sie noch unsicher in puncto gendern sind, können Sie sich auf geschicktgendern.de inspirieren lassen.
Außerdem lohnt es sich, einen Blick ins allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) zu werfen, das besagt, dass keine Bewerber und Bewerberinnen ausgeschlossen oder benachteiligt werden dürfen – sei es wegen ihres Geschlechts oder Alters, ihrer ethnischen Herkunft, Religion, Behinderung oder sexuellen Identität.
Wenn Sie diese Tipps beherzigen, werden Sie mehr weibliches Vertriebspersonal ansprechen und einer erfolgreichen Rekrutierung steht nichts mehr im Weg.
Beitragsbild: Adobe Stock // Antonioguillem